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ReformalioDSDeriahren.
Es leuchtet nun leicht ein, wie dieser Unterschied in dem
N e f o r m a t i o n s p r i n z i p auch auf den Charakter der
Reformation selbst und der Kirche den entscheidensten Einfluß ge
habt haben muß. Zunächst bedingt er wesentlich das verschiedene
Neformatijonsverfahren, aus welchem dann auch
natürlich zwei aus verschiedene Weise entstandene verschie
dene Kirchen hervorgingen.
Luther's Reformation war, was deren G e g e n st a n d be
trifft, im Wesentlichen nur eine Glaubens reformation, eine
Glauben sverbesserung, eine dogmatische Reformation
der Kirche, von einem bestimmten Glaubens grundsatze aus
und zwar v e r m i t t e l st der heiligen Schrift, die
daher für die Glaubenslehre positive Norm gewor
den ist; in Bezug auf Sittenlehre, Kultus, Verfassung, Zucht und
religiöses Leben überhaupt nur negative Norm, indem von
allem, was man in der katholischen Kirche vorfand, alles der
Schrift nicht Wider st reitende beibehalten
und dasUebrige möglich st schonend umge
ändert wurde. In der reformierten Kirche wurde dagegen
durch konsequente Anwendung ihres Grundsatzes vollständiger
Schriftmäßigkeit alles in der Schrift n i ch t Ent
haltene verworfen. Die heilige Schrift war die lebendige
Quelle, aus welcher das Christentum selbst völlig erneuert wurde
nach dem Muster der ersten apostolischen Kirche, und die heilige
Schrift blieb nicht nur Glaubensnorm, sondern ward auch objektiv
bindende Sittennorm, Kultusnorm, Verfassungsnorm und die Re
formation daher wesentlich auch eine Sittcnreformation, eine Kul
tus- und Verfassungsreformation und weniger eine Reformation
der Kirche als eine Renovation des Christentums. In Bezug auf
die Art und Weise des beiderseitigen Verfahrens handelte
Luther durchaus konservativ, regressiv, defensiv,
allmählich; die Reformierten: radikal, progressiv,
offensiv, durchsetzend. Die lutherische Kirche hat das
monarchische Prinzip des W i d e r st a n d e s und der Stabi
lität, die reformierte das republikanische Prinzip der B e w e-
gung und der Agilität durchzuführen gesucht; jene behielt
immer einen kirchlichen Charakter, diese verwischte fast gänz
lich ihren kirchlichen Charakter und behielt nur einen rein
biblischen.
Das verschiedene Reformationsverfahren zeigt sich zunächst in
der verschiedenen Stellung gegen die aus der katholischen Kirche
stammende Traditio n. Die lutherische Kirche hat sich niemals
feindselig gegen dieselbe gestellt, sondern alles mit ihrem Grund
sätze übereinstimmende Traditionelle beibehalten und angenommen,
sich sogar immer auf die Tradition, solange sie noch echt christ
lich gewesen sei, zu stützen gesucht. Luther beruft sich in seinem
Briefe an den Herzog Albrecht von Preußen 1532 im Gegen