Full text: Das weibliche Unterrichtswesen in Frankreich

Aus französischen Moralkatechismen. 
drangen sein voll Zärtlichkeit und von Vertrauen zu einander. 
Das ist der Lohn der Ehe. Sie ist voller Mühen, voll schmerz 
licher Stunden, beständig sich erneuernder Befürchtungen, aber 
wenn der Mann und die Frau würdig diese Prüfungen ge 
teilt haben, finden sie einer in dem andern stets bereiten Trost. 
Peter ist von leicht verletzlicher Gesundheit geblieben. 
Noch einmal mufs er sich legen: diesmal rettet ihn nichts. 
Cäcilie mag thun was sie will, sie mufs ihren Freund verlieren, 
ihren Reisegefährten, mit dem sie bis ans Ende gehen zu können 
gehofft hatte. 
Wer kann ihren stillgetragenen Schmerz beschreiben. Die 
Kinder verstehen ihn und teilen ihn — oder glauben ihn wenig 
stens zu teilen — aber sie sind jung, das Leben öffnet sich 
vor ihnen, sie werden auch eine Frau und Kinder haben: 
nichts kann jemals Cäcilien den Freund ersetzen, den sie ver 
loren hat. Die Söhne sind noch jung, ihre Jugend ist eine 
Gefahr. Die Witwe mufs zugleich Vater und Mutter sein, 
sie mufs ermuntern, schelten, tadeln, strafen vielleicht. In 
jedem schwierigen Augenblick wendet sich ihr Gedenken zu 
dem Vater, der da sein müfste, und in dem Gedanken daran, 
was er gesagt und gethan haben würde, findet sie die Inspira 
tion, welche sie führen mufs. 
Endlich kommt sie zur glücklichen Erreichung ihres Zieles : 
die Söhne sind verheiratet, die Kinder ihrer Kinder klettern 
auf ihren Schofs 5 sie hütet sich wohl, dieselben zu tadeln, wie 
sie es mit ihren eigenen einst machte; ihre Eltern müssen das 
ja thun. Sie, die Grofsmutter, ist da, um zu raten, zu er 
muntern, zu trösten vielleicht — niemals um zu schelten in 
Gegenwart der Kinder über die Erziehung, welche deren Eltern 
ihnen angedeihen lassen. Oft denkt sie, wie glücklich wohl 
Peter sein würde, wenn er da wäre, und sie segnet das An 
denken des teuren Gatten, der ihr den Mut gegeben hat, ihre 
Aufgabe zu erfüllen. Seiner treuen und sicheren Freundschaft 
hat sie die Energie zu verdanken, welche sie aufrecht gehalten 
hat, der Wunsch, sein Vertrauen und seine Achtung bis über 
dieses Leben hinaus zu verdienen, hat sie immer beseelt. Cäcilie 
kann jetzt sterben, ihre Aufgabe ist erfüllt, gut erfüllt, sie wird 
beweint werden.“ — 
Endlich hebe ich aus dem Kapitel über den Krieg 
einige der für uns interessantesten Stellen heraus. Nachdem
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.