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Beilage I.
Das ist wohl möglich, sagte der andere, er schlich immer
bei dem Hause der alten Minette herum.
Wenn er den Schlag gethan hat, sagte ein dritter, so mufs
er Blutflecke auf seinem Kleide haben. Wir werden ja sehen.
Mehr war nicht nötig, um die Phantasie Jeannettens in
Bewegung zu setzen.
Man wird nichts sehen, sagte sie, er hat seine Kleider im
Bache gewaschen; das Wasser war ganz rot; ich habe ihn ge
sehen, als ich aus der Schule kam.
Es war eine Lüge, Jeannette hatte nichts gesehen. Aber
ihre Worte wurden aufgegriffen und den Gendarmen iiber-
bracht. Unglücklicherweise fand man in der Wohnimg Car-
rousets ein Paket mit ganz durchnäfsten Kleidern. Das ge
nügte. Carrouset war ein schlechtes Subjekt, ein Taugenichts,
Landstreicher und Händelsucher. Die Gendarmen nahmen das
Paket und führten den Mann mit sich, trotz der Beteuerungen
seiner Unschuld.
Jeannette bereute bald, was sie gethan; sie dachte Tag
und Nacht an diesen Menschen, den man, mit Handeisen ge
fesselt, ins Gefängnis geführt hatte. Es war ihr leicht, das
Übel, welches sie angerichtet, zum Teil wieder gut zu machen,
wenn sie alles gestand. Eine falsche Scham hielt sie zurück.
Eines Morgens empfing ihr Vater Befehl, sie vor den
Untersuchungsrichter zu führen. Jeannette hatte Furcht und
war nahe daran, alles zu gestehen. Die falsche Scham hielt
sie noch zurück.
Vor dem Untersuchungsrichter wiederholte sie alles, was
sie an dem Tage des Mordes gesagt hatte; aber ihre Stimme
zitterte dabei. Der Beamte bemerkte es, und weil man nicht
viel andere belastende Thatsachen gegen Carrouset gefunden
hatte, sah er sie scharf an und sprach:
Achte wohl auf das, was du gesagt hast, mein Kind. Ist
es wirklich wahr, was du erzählst? Ist es keine Erfindung?
Du weifst, man darf niemals lügen, besonders nicht vor Gericht,
sage mir die Wahrheit, die ganze Wahrheit, nichts als die
Wahrheit.
Bei diesen ernsten Worten begriff Jeannette die ganze
Gröfse ihres Fehlers, sie fürchtete sich vor dem Unheil, das sie
gestiftet hatte und das sie noch stiften konnte. Sie schluchzte
und errötete.