Full text: Der Weg des Zentrums

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doch ehrlich zu. Diese Empfindung überbrückt 
selbst die konfessionellen Gegensätze. 
Und das will in Deutschland gewiß etwas sagen! 
Früher konnte man wohl das Diktum hören: lieber 
rot als schwarz. Davon ist es still geworden. Nach 
dem das Rot in der Primärfarbe der Republik in Er 
scheinung getreten, hat man ein Haar darin gesun 
den und sich von der Leidenschaftlichkeit jener These 
befreit. Auch die Republik kann anti-demokratisch und 
anti-sozial sein — die Geschichte beweist das —, aber 
der moderne republikanische Gedanke ist zu einer 
Parallelerscheinung des demokratischen und sozialen 
Geistes geworden. Es liegt eine Affinität der Ideen 
und Bewegungen vor. Das hat man auf der „Rechten" 
empfunden, darum der wilde Hatz gegen die Republik 
als solche, darum das Bündnis zwischen Theisten und 
Atheisten, zwischen Kirchlichen und Antikirchlichen, 
zwischen Zentralisten und Partikularisten, zwischen 
Evangelischen und Katholiken, zwischen deutschen Frei 
maurern und „Ultramontanen", zwischen Integralen 
und Liberalen. Die Monarchie verbürgt die 
Wiedereinführung gesellschaftlicher 
Vorherrschaft bestimmter Schichten. Man 
will gern wieder vor der Dynastie katzbuckeln — um 
hinterrücks über sie zu schimpfen —, wenn man damit 
das Recht und die Macht erwirbt, nach unten mit der 
«eigenen Fülle der Persönlichkeit Vorrechte geltend zu 
machen. 
Die Zentrumspartei — für welche diese Schrift 
von einem Evangelischen geschrieben wird — mutz sich 
darüber im klaren sein, datz sie nicht eine monarchi 
stische und republikanische Richtung in sich verkörpern 
kann. Jede Zweideutigkeit verbietet sich; das Zentrum 
mutz sich zur Republik als einer geschichtlich geworde 
nen realpolitischen Tatsache bekennen; hier gilt keine 
reservatio mentalis.
	        
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