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Parteibilbung,
Zn Zeiten revolutionärer Bewegungen bilden
sich neue Parteien. Sieht man aber genauer zu, so
sind es immer die alten im neuen Gewände.
Zu den parlamentarisch vertretenen Parteien nach
1918 kamen zwei neue: die Völkischen und die Kom
munisten. Sie sind beide im Rückgang Begriffen und
werden sich früher oder später zu den Mutter-Parteien,
den Deutschnationalen und Sozialdemokraten, zurück-
entwickeln; möglich, daß sich Splitter von ihnen kon
servieren, da das Proportionalwahlsystem auch
kleinere Parteigebilde am Leben erhält.
Von diesen beiden Extremen abgesehen, sind die
Parteien im Reichstag und in den Landtagen die
nämlichen geblieben. Bei der Umwandlung der kon
servativen Partei in die deutschnationale ist die
Grundfarbe ein wenig verblaßt; das betont Christliche,
das die frühere Konservative Partei besaß, ist ge
schwunden, mit ihm auch das spezifisch Evangelische.
Die neue Partei der entschiedenen Rechten hat eine
größere Anzahl von Katholiken aufgenommen, deren
Stellung zum Christentum wohl so wenig positiv sein
wird, wie das der Mehrzahl der Deutschnationalen.
Die Deutschnationale Partei sucht sich zwar neuer
dings entschieden christlich zu drapieren, in der Haupt
sache aber nur, um einen Gegensatz zum Jüdischen
herauszuarbeiten. Das Christlich der Deutschnatio--
nalen ist in demselben Maß verschwommen, wie ihre
politische Orientierung an Entschiedenheit in der Rich