Full text: Der Weg des Zentrums

9 
schmelzung der Parteien der Rechten im Wachsen be 
griffen wäre. Das Gegenteil ist wahrscheinlicher. 
Denn zwischen der Deutschen Volkspartei und den 
Deutschnationalen bestehen bedeutsame sozial-wirt 
schaftliche Differenzen. Der Liberalismus will und 
wollte im Grunde vom preußischen Eroßagrariertum 
nichts wissen; er empfindet dieses als eine Hemmung 
auf dem Wege zu der internationalen Industriali 
sierung der Weltwirtschaft. In der Deutschnationalen 
Volkspartei ist als führendes Element das ostelbische 
Eroßagrariertum vertreten, dem sich das Bauerntum 
angeschlossen hat, weil es in der Zollfrage die dem 
Groß- und Kleinbesitz gemeinsamen Interessen ver 
tritt. Für dieses ostelbische Eroßagrariertum hat sich 
weder der ethische noch der rein politische Liberalismus 
begeistern können; jener steht nun einmal im Ver 
ruf der Rückständigkeit und gilt, wie betont, als Hem 
mung für den reinen Kapitalismus und Industrialis 
mus, mit dem sich die liberale Bourgeoisie liiert hat, 
bis fast zu einem Grad des Weltanschauungsmüßigen. 
Eine Verschmelzung der beiden Rechtsparteien wäre 
nur dann möglich, wenn die rein kapitalistischen An 
schauungen, die auf der entschiedenen Rechten im ge 
waltigen Vordrängen sind, noch einen breiteren Boden 
gewännen. Das ist möglich. Solange aber das Er 
eignis nicht eintritt, kann von einer Verschmelzung 
nicht die Rede sein. Beide Parteien be 
ruhen aufder Existenz von Wirtschafts 
gruppen, die im natürlichen, gewordenen, sozial 
wirtschaftlichen Organismus — wie er noch besteht 
— verankert sind. 
Das nämliche gilt von der Demokratischen 
Partei. Auch sie stützt sich auf eine mächtige Wirt 
schafts-Schicht. Es sind die Kreise der sozial-wirt 
schaftlichen Beweglichkeit, aus der verarbeitenden In 
dustrie und dem Handel, jene, die dem modernen 
Industrialismus den Kodex des Entwicklungsziels ge
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.