Full text: Der Weg des Zentrums

14 
Entwicklung auf die Bildung mehrerer Parteien, 
weil diese in den sozial-wirtschaftlichen Verhältnissen 
begründet sind. 
Auch die Deutschnationale Volkspartei baut sich 
soziologisch auf; sie erst recht. Sie umfaßt ihrem 
Wesen nach alle auf dem bequemen Polizei- 
Konservativismus st ehenden Schichten, die, 
von allem Geistigen und Psychologischen entfernt, den 
sittlich gemeinten Satz von Friedrich Stahl: 
Autorität, nicht Majorität, in die grobschlächtige 
These vom Recht der Herrschaft wirtschaftlicher Macht 
über die Nachgeordneten umdeuten. Autorität ist 
ihnen: Besitz, Privilegium, Erbgang. Autorität ist 
ihnen nicht die Vorherrschaft sittlicher Ideen auch in 
der Eigentumsordnung, sondern einfach Machtaus 
übung irgendwie erworbener Kräfte im Wirt 
schaftlichen oder Politischen. Daher der Zulauf 
zu dieser Partei. Die alte Konservative Partei 
konnte nie hochkommen — im Sinne des Pro- 
pularbegriffs — weil sie doch immerhin „be 
lastet" war von christlich - sittlichen Vorstellungen, 
die, wenn auch nur gepflegt von einem kleinen 
Kreis innerhalb der Partei, doch als Schwergewicht 
wirkten und die Partei vor den rein kapitalistischen 
wie antisemitischen Ausschreitungen bewahrte. Heute 
ist der ganze liberale und demokratische Pöbel bei den 
Deutschnationalen. Ich gebrauche das Wort zur Um 
schreibung der soziologischen Auffassung jener Kreise 
— dazu gehören auch gewisse katholische — deren 
Herzen, durch platten Egoismus verkrustet, das 
Wesen eines neuen Zeitgeistes nicht wahrnehmen und 
deshalb es ablehnen, sich mit einer neuen sozial-sitt 
lichen Ordnung zu befreunden. Sie kleben am Statio 
nären und meinen, es genüge Machtentfaltung, um 
ihre Prärogativen zu erhalten. Es sind die geistig 
Armen im Bunde mit jenen geistig Reicheren, die die 
egoistischen Forderungen über die sittlichen stellen und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.