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Entwicklung auf die Bildung mehrerer Parteien,
weil diese in den sozial-wirtschaftlichen Verhältnissen
begründet sind.
Auch die Deutschnationale Volkspartei baut sich
soziologisch auf; sie erst recht. Sie umfaßt ihrem
Wesen nach alle auf dem bequemen Polizei-
Konservativismus st ehenden Schichten, die,
von allem Geistigen und Psychologischen entfernt, den
sittlich gemeinten Satz von Friedrich Stahl:
Autorität, nicht Majorität, in die grobschlächtige
These vom Recht der Herrschaft wirtschaftlicher Macht
über die Nachgeordneten umdeuten. Autorität ist
ihnen: Besitz, Privilegium, Erbgang. Autorität ist
ihnen nicht die Vorherrschaft sittlicher Ideen auch in
der Eigentumsordnung, sondern einfach Machtaus
übung irgendwie erworbener Kräfte im Wirt
schaftlichen oder Politischen. Daher der Zulauf
zu dieser Partei. Die alte Konservative Partei
konnte nie hochkommen — im Sinne des Pro-
pularbegriffs — weil sie doch immerhin „be
lastet" war von christlich - sittlichen Vorstellungen,
die, wenn auch nur gepflegt von einem kleinen
Kreis innerhalb der Partei, doch als Schwergewicht
wirkten und die Partei vor den rein kapitalistischen
wie antisemitischen Ausschreitungen bewahrte. Heute
ist der ganze liberale und demokratische Pöbel bei den
Deutschnationalen. Ich gebrauche das Wort zur Um
schreibung der soziologischen Auffassung jener Kreise
— dazu gehören auch gewisse katholische — deren
Herzen, durch platten Egoismus verkrustet, das
Wesen eines neuen Zeitgeistes nicht wahrnehmen und
deshalb es ablehnen, sich mit einer neuen sozial-sitt
lichen Ordnung zu befreunden. Sie kleben am Statio
nären und meinen, es genüge Machtentfaltung, um
ihre Prärogativen zu erhalten. Es sind die geistig
Armen im Bunde mit jenen geistig Reicheren, die die
egoistischen Forderungen über die sittlichen stellen und