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nichts dagegen einwenden. Die Tatsache ihres Vor
handenseins durch die Jahrhunderte und Jahrtausende
beweist nicht nur den stationären Charakter der Irr
tümer im Denken und in der Psychologie, sondern
auch die Kraft eines Idealismus mit dem Motiv zur
Pflicht der Brüderlichkeit und Barmherzigkeit, die
man nicht gering schätzen soll.
Auch das Manchestertum vertritt einen ähnlichen
Utopistischen Standpunkt. Es geht nicht an, im Man
chestertum lediglich eine Ausgeburt sozialer Roheit zu
erkennen. Auch die Lehre Cobdens und seiner Schüler
will letzten Endes die Menschheit be
glücken; jede Nation bringt das ihr eigentümlich
Zusagende hervor und tauscht das Gewonnene aus:
das ist der tiefere Sinn des laisser kaire und laisser
aller. Auch die moderne Lehre von der internationa
len Weltwirtschaft fußt auf dem Gedanken, durch un
gehemmten Austausch der Wirtschaftsgüter das höchst
mögliche Maß von wirtschaftlicher Zufriedenheit und
Wohlhabenheit herbeizuführen.
Daß alle diese Doktrinen falsch sind, lehrt ein nüch
terner Blick auf das Tatsächliche. Welches ist der
tiefste Grund des Weltkrieges? Die Tatsache, daß sich
England in seiner industrialistischen Hegemonie be
droht fühlte. Es konnte Deutschland als erfolgreichen
Nebenbuhler auf dem Weltmarkt nicht gebrauchen,
es fühlte sich durch den hochkommenden industrialisti
schen Gegner in seinen wesentlichen wirtschaftlichen
Interessen gefährdet. Und mit Recht.
Ich habe es immer so lebhaft beklagt, daß ein
Mann wie Friedr. Wilh. Förster — der intellektuell
und sittlich eine ganz andere Potenz darstellt, wie
seine leichtfertigen nationalistischen Gegner — es nicht
einsehen will, daß der letzte und entscheidende Grund
zum Weltkrieg ein wirtschaftlicher war, eben der Ge
gensatz zwischen England und Deutschland, den beiden