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große Fabriken. Auch der Klein-Unternehmer hatte
maschinell gearbeitet; die vorhandenen Wasserkräfte
benutzte er, uni die Motore in Bewegung zu setzen,
die Klein-Maschine war ihm ein wichtiges und ent
scheidendes Werkzeug, mit dem er seine Ware auf den
Höchststand technischer Vollendung brachte. Es lag also
kein Konsumenten- oder Fortschrittsbedürfnis vor,
diese in jeder Beziehung rationell arbeitenden selb
ständigen Kleinmeister zu beseitigen. Das Anlage
suchende Kapital wollte es anders. Um höhere Preise
zu erzielen, wurden die Kleinen aufgekauft und Fa
briken errichtet. Aus freien selbständigen Handwerkern
wurden Fabrikarbeiter, meistens gutbezahlte Fabrik
arbeiter. Die Waren aber wurden nicht billiger und
nicht besser; sie sind im Gegenteil im Laufe der Zeit
teurer geworden. Es ist der große Irrtum — dem man
immer wieder begegnet — als habe die industrialisti-
sche Großproduktion die Waren verbilligt; sie hat sie
verteuert. Das ist ganz natürlich. Was in der Groß
produktion an Kleinem verschleudert wird, durch Un
treue, Diebstahl, geht ins Ungemessene. Außerdem soll
doch die Rente der Kapitalisten und Aktionäre größer
werden; die Soziallasten stiegen bedeutend, die Ar
beitszeit wurde gekürzt, die hygienischen Maßnahmen
der Fabriken verschlangen große Summen. Der
Großbetrieb von Klei »waren stellt sich
durchweg teurer, als bei deren Erzeugung im
alten handwerklichen Betrieb.
Was jenen Kleinmeistern im Sauerland passierte,
wiederholte sich in immer größer werdendem Umfange
auf allen Gebieten der handwerkerlichen Produktion:
Schuhmacherei, Schneiderei, Schreinerei, Schlosserei
usw. Wenn das Handwerk in allen diesen Sparten
nicht vollkommen verdrängt werden konnte, so beweist
es seine eingeborene Unverwüstlichkeit. Es beweist,
daß der Zentralismus seine Grenzen hat, daß die
„föderalistische" Gruppierung gewisser Wirtschafts-