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Länderkomplexe und läßt sie durch ein industriali-
stisch organisiertes Arbeiterheer im Achtstundentag fce*
bauen; da der Achtstundentag nicht ausreicht, so wird
die Arbeit von zwei sich ablösenden Schichten besorgt.
Schnellbahnen oder noch besser: sausende Autos, brin
gen die Arbeitermassen nach getaner Arbeit in die
Stadt zurück, in die Stadt, dem Wonnetraum
manchesterlicher und marxistischer Kulturpolitiker.
Man braucht nur die Artikel des Herrn Feiler in
der „Franks. Ztg." über das „Auto in Amerika" zu
lesen, um ungefähr dahinter zu kommen, wie sich die
Vertreter der Eroßstadtidee die „Entwicklung"
vorstellen.
Ist eine solche Entwicklung denkbar? Gewiß: die
Menschen können alles „machen"; sie können den
ganzen Grundbesitz verstaatlichen oder in bestimmten
Wirtschaftsgrenzen regionalisieren — sie können den
Landbebauer zu einer Parallelerscheinung des Indu
striearbeiters machen —, die Sowjet-Republik ver
sucht ja in diesem Augenblick die Quintessenz des Mar
xismus in Rußland zu realisieren, die Theorie in
Wirklichkeit umzusetzen. Aber es wird bei dem Ver
such bleiben, das Experiment kann schon heute mit
einiger Sicherheit als gescheitert angesehen werden.
Rach den Erfahrungen der Biotechnik und der
reinen Psychologie der menschlichen Gesellschaftsidec
widerstrebt eine solche Gestaltung dem menschlichen
Lebensgesetz. Der Bauer ist mehr denn ein landwirt
schaftlicher Arbeiter, und das Bauerntum ist die natür
liche Grundlage einer sich differenzierenden Gesell
schaft, eines eigengesetzlichen Staates. Jede Gesell
schaft muß gegliedert sein. Aber das „Oben" und
„Unten" ist nicht im Sinne der Großbourgeoisie, des
Feudalen und des Eroßagrariertums zu verstehen, als
ob das Oben Herrschaft und vermehrte Macht be
deute und das Unten sich der Herrschaft des Oben
zu fügen habe, das die Verteilung der Güter der Welt