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wie der Bauer. Denn der Bauer ist Eigentümer, ist
Besitzer, als solcher Aristokrat, auch wenn seine Lebens
bedingungen noch so eingeengt sind. Wir wollen eine
Nation von Aristokraten sein.
Der Bauer, der landbesitzende Eigentümer, ist aber
auch sozialmoralisch eine besondere Erscheinuüg,
eine Potenz von bauender Kraft. Der Umgang mit
der Natur, das unmittelbare Einverwebtsein mit der
„Gottheit lebendigem Kleid" erhält und festigt in ihm
die natürlichen Tugenden des Menschen: Bescheiden
heit, Nüchternheit, Ehrfurcht, Ordnungssinn, Frömmig
keit, Eottvertrauen, jene Unverbrauchtheit auch an
sittlicher Vitalität, die jedes Kulturvolk zum Aufstieg
braucht. Eine Gesellschaft wird nicht nur physiologisch,
sondern auch sittlich degenerieren, wenn sie jenen ein
organisierten Zuschuß von sittlicher Vitalität nicht er
hält, den nur der Bauernstand aus dem Volumen
seiner naturgegebenen Bedingungen heraus zu er
zeugen vermag.
Darum muß man die Aufteilung des Eroßbesitzes
verlangen, um Bauern besitz daraus zu machen,
darum muß man Land und immer wieder Land ur
bar machen; wo Bodenverschlechterung eingetreten
ist, Bodenverbesserung als die wichtigste soziale Auf
gabe des Staates erkennen.
Soweit Großbesitz nötig ist, kann er staatliches
Eigentum sein — die Domänen bilden einen natür
lichen Ausgangspunkt —, das von dem Heer der
Einjährigen, vom ganzen Volk gestellt, bearbeitet
wird. (Ich habe diese Einjührigenidee in meinen
Schriften des näheren ausgeführt.)
Wer in diesem Sinne die Landwirtschaft, das
Bauerntum, begriffen hat, wird ihm den Schutz nicht
versagen, sofern und sobald er nötig ist. Dieser Schutz
muß genau normiert sein, daß er nicht zur Prohibitiv-
form ausartet, er soll so bemessen sein, daß er dem