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in England und anderen parlamentarisch regierten
Staaten. Aber jene Monarchien sind nur Schein
monarchien, sie sind Republiken mit erblicher Präsi
dentschaft und einem höfischen Zeremoniale. Es kann
keinem Zweifel unterliegen, daß das logische Endziel
der Demokratie die Republik ist. Da die moderne
Demokratie auf dem Wahl- und Mehrheitsprinzip be
ruht, so muß diesem auch die Bestellung des ersten
Staatspräsidenten unterworfen sein. Die Vererbung
des Privilegiums ist in der Demokratie beseitigt, also
kann auch das Staatsoberhaupt nicht durch Erbgang
erstellt werden. Es soll bei der Wahl des Oberhaup
tes, und hier erst recht, die persönliche Leistung, die
persönliche Würdigkeit entscheiden; freie Bahn dem
Tüchtigen gilt überall als demokratische Maxims. Das
Ende der ErbmoNarchie bedeutet das Ende der durch
Erbgang erworbenen Privilegien. So kann man den
Widerstand bestimmter sozialer Schichten Deutschlands
gegen die Republik wohl verstehen. Es gehört eben
eine ganz neue Einstellung der politischen und sozi
alen Betrachtungsweise dazu, Republikaner zu sein;
man muß den modernen sozialen und demokratischen
Menschen im Rahmen und Gefüge der sittlichen Auto
ritäten erkannt haben, um die Notwendigkeit und
Logik der Republik zu begreifen.
Für viele unserer Volksgenossen ist die Mon
archie ein Gefühlswert. Es sind jene, die abseits von
der Erfahrung und Geschichtsforschung das Ideal von
dem gottgesandten Herrscher im Herzen tragen, der,
als Mensch selbst ein Ideal, den Staat mit Klugheit
leitet, der Gerechtigkeit zum Sieg verhilft, die Tugend
schützt, den Armen hilft und Gottes Willen zum Siege
führt. Das ist die idealistische Auffassung der Mon
archie. Es gibt noch eine ästhetische, deren Vertreter
jener merkwürdige Abenteurer ist, den Alphonse Daudet
in seinem Roman „Die Könige im Exil" schildert.
Wäre die idealistische Auffassung richtig, so könnte
sich jeder Demokrat und Christ mit der Monarchie