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zollern, Wettiner, Habsburger oder Wittelsbacher
heißen — überall kleine Menschen, sittliche und körper
liche Dekadenz. Wohl leuchten einzelne rein menschlich
hervor. Da ist die wahrhaft fromme und bedeutende
Maria Theresia, das Ideal einer Christin und deut
schen Frau —, der letzte König von Hannover, Kaiser
Wilhelm I. und Friedrich HI., der erste Großherzog
von Baden, Karl Friedrich. Aber was wollen diese
Ausnahmen gegenüber dem Eros all der Fürsten be
sagen, die in dumpfer Mittelmäßigkeit dahinlebend, in
der Aufmachung eines dekorativen Hoflebens ihr
Lebensinteresse erkannten ? Wer das Buch des Grafen
von Trützschler über Kaiser Wilhelm II. gelesen hat,
muß sich, wenn er auch nur eine Spur von Unbefangen
heit besitzt, sagen, daß dem Monarchismus als P r i n -
z i p die Existenzberechtigung abgesprochen werden muß.
Denn die Personen versagen. Und das
ist kein Wunder. Das widernatürliche und wider-
göttliche Prinzip der Ebenbürtigkeit, nach welchem die
Fürsten nur untereinander heiraten dürfen, hat zu
einer unheilvollen Dekadenz der europäischen Fürsten
häuser geführt; die Inzucht hat katastrophale Erschei
nungen gezeitigt, lleberall herrschen die Entartungs
krankheiten: Homosexualität, Krebs, Geisteskrank
heiten. Ein kurzer Blick auf die Häuser Hohenzollern,
Habsburg, Wittelsbach, Wettin genügt. Es ist kein
exklusives Menschenmaterial, das auf Thronen gezeugt
wird. Und da die Institution als solche, wie kurz
dargetan, keineswegs ein naturnotwendiges Element
der nach dem Willen Gottes geordneten staatlichen
Gesellschaft ist — wie sollen wir dazu kommen, etwa
aus dem Persönlichen heraus, uns für die Monarchie
einzusetzen? Dies Persönliche scheidet als eine Potenz
des Logischen und Moralischen aus der Beweisführung
für die Zuständigkeit der Monarchie aus. Eine Per
sönlichkeitsleistung im Sinne der zweiten
Bitte des Vaterunsers: dein Reich komme, ist in
der Geschichte der Monarchie — wenigstens in der des