Full text: Der Weg des Zentrums

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Willensrichtung ist. Das muß insbesondere jenen 
gegenüber betont werden, die Monarchie und Religion 
verquicken. Wenn Herr Dr. Heim in Tuntenhausen 
mit einem wenig angebrachten Brustton der Ent 
rüstung feststellte, daß ein „galizischer Jude" (Eisner) 
den König von Bayern in die Wüste geschickt habe, so 
darf man doch wohl fragen, welche Charakterisierung 
die Tatsache verdient, daß der König Wilhelm von 
Preußen drei deutsche Fürsten auf einmal: den König 
von Hannover, den Kurfürsten von Hessen und den 
Herzog von Nassau in die nämliche Wüste 
schickte? War das nicht die Revolution von oben? 
War das nicht die vollkommene Außerkraftsetzung des 
Prinzips von Gottes Gnaden? Herr Dr. Heim hätte 
wirklich so viel Gerechtigkeit aufbringen müssen, um 
dem „galizischen Juden" die Pendants aus fürstlichen 
Häusern entgegenzusetzen. Wenn Könige andere 
Könige absetzen können, so darf dies auch ein „galizi 
scher Jude", wenn er die Macht hat. Es gehört zum 
übelsten geschichtlichen Hausrat der Reaktion, immer 
nur von der Revolution von unten und nie von der 
jenigen von oben zu reden. 
Die Zentrumspartei muß sich zur Republik 
bekennen. Und dies um so mehr, weil die Rückkehr zur 
Monarchie die zentrale Idee aller Reaktionäre dar 
stellt. In der Monarchie sehen sie die Möglichkeit der 
Reaktivierung aller Privilegienwirtschaft. Es ist er 
klärlich und verständlich, wenn im Adel, auch im katho 
lischen, die Zeit unvergessen bleibt, in der vom Throne 
ein besonderer Glanz auf die den Hof umgebende 
Schicht fiel und daraus Vorrechte entstanden, denen 
man nicht gerne entsagt. Es liegt aber kein christlicher 
und kein sittlicher Grund vor, Zeiten zu rekonstruieren, 
die von der Entwicklung als überlebt beiseite ge 
schoben werden. Die Formen ändern sich eben im Laufe 
der Begebenheiten; die Hauptsache ist, daß Kern und 
Inhalt der göttlichen Ordnung unversehrt erhalten 
bleiben.
	        
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