Full text: Der Weg des Zentrums

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Verpreußung nachgelassen, und doch gibt es kein Land, 
dessen Eigenart so gebieterisch und zwingend auf 
„landsmannschaftliche Selbständigkeit" hinweist, wie 
gerade das Rheinland. Der preußische Militarismus 
hat gar gewaltig aufgeräumt mit der Idee des Rechtes 
auf partikulares Eigenleben. Der preußisch-deutsche 
Lehrer-Oberlehrer hat auch hier, wie bei der Er 
ziehung zum monarchistisch - militaristischen Denken 
sein Werk getan. Die Vorherrschaft Preußens in 
Deutschland, von dem Slawen Treitschke geschichts 
philosophisch begründet, wurde ein Jnventarstück deut 
schen und nationalen Denkens. 
Man hätte nun meinen sollen, daß die Sozial 
demokratie, unter deren Mitwirkung die Republik 
zustande gekommen, den einseitigen unitaristischen 
Standpunkt, der mit der Geschichte Deu schlands in 
Widerspruch steht, als Vorkämpfern: des Föderalismus 
aufgetreten wäre. Dem ist aber nicht so. Gerade unter 
dem Einfluß der Sozialdemokratie haben sich die uni 
taristischen Eedankengänge verstärkt, wenn auch nicht 
allgemein. Der Münchener v. Vollmar hat allzeit den 
föderalistischen Gedanken vertreten, weil er eben noch 
geschichtlich argumentierte. U n g e s ch i cht l i ch e s 
Denken ist, sobald das Wort Nation und Volk ertönt, 
immer noch eine Begleiterscheinung in der sozialisti 
schen Argumentation, ein marxistisches Fossil, das die 
Fortgeschrittenen noch nicht abgestoßen haben. In dem 
Maße aber, wie die nationale Selbstbesinnung in 
den Reihen der Sozialdemokratie wächst, gewinnt auch 
die Idee des Föderalismus an Kraft. Nur der natio 
nal-völkisch Denkende kann den Föderalismus be 
greifen. 
Für den Sozialismus kommt auch noch seine Stel 
lung zum Zentralismus als solchem in Betracht. 
Wer im wirtschaftlichen Zentralismus sein Heil er 
blickt — und im Wirtschaftlichen überhaupt das 
Positive des Staatsgefüges erkennt — wird leicht be-
	        
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