Full text: Der Weg des Zentrums

Man muß links endlich erkennen, daß der Mate 
rialismus den Sinn des Lebens nicht erfüllt; auch 
dann nicht, wenn politische Freiheit und Gleichheit 
vollständig aus dem Reich der Idee in die Wirklichkeit 
übertragen sind —, auch dann nicht, wenn wirtschaft 
liches Wohlergehen die auf diesem Planeten denkbar 
möglichste Form des Optimistischen angenommen hat 
—, auch dann nicht, wenn der Krieg abgeschafft und 
der Völkerbund der politische Diktator der Welt ist. 
Der Mensch unterscheidet sich eben tatsächlich vom 
Tier. Auch wenn Darwin hundertmal bewiesen 
hätte, daß eine ausgestorbene Affenart unsere Vor 
fahren seien. Er hat das aber bekanntlich nicht be 
wiesen, und die Deszendenztheorie gilt wissenschaftlich 
als längst überwunden. Vielleicht macht es links einigen 
Eindruck, wenn auch hier die schon oft gemachte Fest 
stellung wiederholt wird, daß Rudolf Virchow stets die 
Deszendenztheorie abgelehnt hat. 
Der Mensch ist kein Tier. Er stammt auch nicht 
von einem solchen ab. Und täte er es, dann wäre 
der Prozeß der Umwandlung aus dem Tier zum 
Menschen schon um deswillen ein viel größeres 
Wunder, als die unmittelbare Schaffung durch den 
Schöpfer, weil sich seit Milliarden oder Billionen von 
Jahren ein solcher Umwandlungsprozeß — der sich 
doch logisch fortsetzen müßte -- mit irgendeinem 
neuen positiven Resultat nicht wieder manifestiert hat. 
Der Mensch hat eine besondere Beziehung zu 
Gott. Das steht fest durch die Geschichte des Menschen, 
durch die Geschichte der sittlichen und geistigen Ent 
wicklung des Menschen. Das Ahnen jener Göttlichkeit 
liegt dem Menschen tief in die Brust gebettet. Kunde 
davon geben uns alle Rassen, alle Völker. Wollten 
die Herrschaften von links, die sich sonst auf ihre 
literarische Einfühlung so viel zugute tun, den großen 
Monolog Hamlets im 3. Akt „Sein oder Nichtsein" 
einmal nicht vom artistischen, sondern vom dichterischen
	        
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