Manie. )
gelegentlich Gemütserschülterungen, Strapazen aller Art, Kopf-
verletzungen, Insolation, schwächende Krankheiten, Puerperium,
Laktation, auch Menstruation. Bevorzugt ist das Alter von 15 bis
25 Jahren. Selten tritt der erste Anfall im höheren Lebensalter
auf. Es besteht eine grosse Neigung zu Rezidiven resp. mehrmaliger
Erkrankung an Manie, auch zum Abwechseln mit Anfällen von
Melancholie. |
Beginn: Der Ausbruch erfolgt ziemlich plötzlich,
doch geht in der Mehrzahl der Fälle ein Tage bis Wochen
dauerndes Vorstadium voraus, in welchem eine ängstliche,
reizbare Stimmung mit unbestimmtem Krankheitsgefühl und
allgemeinen nervösen Beschwerden besteht.
Verlauf: Im Vordergrunde des ganzen Bildes steht
eine dauernd heitere Verstimmung mit gehobenem Selbst-
gefühl und Neigung zu raschem Stimmungswechsel, Be-
wegungsdrang mit Vielgeschäftigkeit, ideenflüchtiger
Rededrang mit Ablenkbarkeit. Das Ermüdungsgefühl ist
mehr oder weniger aufgehoben. Der Schlaf ist schlecht,
kann zeitweise ganz fehlen. Die Nahrungsaufnahme ist
mangelhaft, da der Patient sich keine Zeit dazu lässt.
Häufig sind erotisches Wesen und heftige Zornausbrüche
mit Gewalttätigkeit. Die Orientierung pflegt, abgesehen.
von Zeiten höchster Erregung, erhalten zu bleiben; nur
besteht Neigung zur Personenverwechslung. Episodisch
kommen Grössenideen und Sinnestäuschungen vor. Die
Erinnerung an die Zeit der Krankheit bleibt im all-
gemeinen gut erhalten, fehlt nur für Zeiten stärkster Er-
regung.
Man unterscheidet in der Regel folgende Formen :
1. Hypomanie: Leichter Grad heiterer Erregung mit
schlagfertiger Redesucht. Weitschweifigkeit, Vielgeschäftigkeit,
Plänemachen, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit.
2. Mania simplex: Ausgebildete heitere Erregung mit.
Bewegungsdrang und Ideenflucht. Personenyerkennung, einzelne
Sinnestäuschungen und Wahnideen möglich.
3. Maniagravis: Tobsüchtige Erregung mit Desorientierung
und verworrener Ideenflucht: Logorrhoe. Sekundäre Inkohärenz.
(Vgl. S. 93). Zeitweise geradezu deliröses Verhalten. Lebensgefahr
durch Kollaps.
Prognose: Heilung des Anfalls in den allermeisten Fällen,
doch grosse Neigung zu Neuerkrankung an Manie oder Melancholie.
Die Dauer des Anfalls schwankt in der Regel zwischen !/» und
1 Jahr, beträgt selten darüber (bis zu 2 Jahren). Sehr selten ist
Uebergrang in chronische Manie.
1925