Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Spezieller Teil. 
Differentialdiagnose bei Paranoia chronica. 
Dementia paralytica: Somatische Veränderungen 
und Demenz (vgl. S. 126 unter Differentialdiagnose bei Manie). 
Paranoia kann bei Tabes hinzutreten! 
Dementia paranoides: Kommt es im Verlaufe der 
Wahnbildung zu deutlichem Verfall ‚der geistigen Kräfte, zu 
ganz abenteuerlichen Ideen, z. B. im Sinne des physi- 
kalischen Verfolgungswahns (S. 104), zu Verwirrtheits- und 
Erregungszuständen, Wortneubildungen, sonderbaren Ge- 
wohnheiten, so sprechen viele Autoren lieber von Dementia 
paranoides (siehe S. 146). 
Hysterische („psychogene“) Wahnbildung ist ober- 
flächlicher, flüchtiger, von Vorgängen der Aussenwelt ab- 
hängig. Es fehlt die Umwandlung der ganzen Persönlichkeit. 
7 Bei der meist sehr phantastischen Wahnbildung der 
Psychopathen (S. 132) fehlt eine wirkliche Umwandlung der 
ganzen Persönlichkeit. Die krankhaften Ideen, die oft gemachten 
Eindruck erwecken, verschwinden wieder. Aeussere Momente, bes. die 
Situation sind auf Ausbruch und Verlauf von bestimmendem Einfluss. 
Seltener entwickeln sich echte chronische Paranoiabilder auf 
dem Boden des Alkoholismus und der Epilepsie. (Siehe dort!) 
2. Paranoia acuta. (Nicht allgemein als selbständiges 
Krankheitsbild anerkannt.) 
Aetiologie: Neben Heredität und minderwertiger Ver- 
anlagung spielen äussere Ursachen eine Rolle, wie Krankheiten, 
Intoxikation, Haft, Unterernährung, Gemütserregungen. 
Beginn: Nach kurzem Vorstadium allgemein nervöser Be- 
schwerden erfolgt plötzlicher Ausbruch unter lebhaften Sinnes- 
täuschungen und Wahnideen; oft mit motorischer Erregung, bald 
mit angstlicher, bald mit gehobener Stimmung. 
Verlauf: Dem Kranken kommt auf einmal alles verändert 
vor, alles bringt er in Beziehung zum eigenen Ich. Die Ver- 
folgungsideen, eventuell auch Grössenwahnvorstellungen, schliessen 
sich zu einer Art von System zusammen. Halluzinationen können 
auf allen Sinnesgebieten bestehen; im Vordergrunde stehen meist 
Gehörstäuschungen. Die Orientierung ist in der Regel erhalten. 
Prognose: Heilung nach Wochen bis Monaten. Nur sehr 
selten Uebergang in chronische Form. 
Therapie: Ueberwachung, Bettruhe, Bäder, Narkotika. 
Untersuchung auf Paranoia acuta. 
Anamnese: Fragen nach Heredität und veranlassenden 
Momenten? Intoxikation? (Cocainismus ?) 
Status som.: Nichts Charakteristisehes. 
1924
	        
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