Delirien bei Infektionskrankheiten. '
Untersuchung auf Infektionsdelirien.
Anamnese: War der Patient‘ bis zum Auftreten der
körperlichen Erkrankung psychisch gesund? Liegt eine In-
fektionskrankheit vor? Bestand Fieber?
Status som.: Finden sich Fieber oder sonstige Er-
scheinungen einer Infektionskrankheit?
Zuweilen besteht vorübergehend eine artikulatorische Sprach-
störung ähnlich der bei Dementia paralytica. Ferner werden
gelegentlich Ataxie, Tremor, epileptiforme und hysteriforme An-
fälle beobachtet.
Status psych.: Wert ist vor allem zu legen auf
traumhafte Bewusstseinstrübung mit Desorientierung (vgl.
S. 86), Unruhe und Sinnestäuschungen (vgl. S. 100).
Differentialdiagnose bei Infektionsdelirien.
An Dementia paralytica können gelegentlich die
erwähnten körperlichen Symptome vorübergehend denken
lassen. Doch fehlen die Veränderungen in der Lumbal-
flüssigkeit. Aetiologie und weiterer Verlauf schützen vor
Verwechslung.
Die Amentia ist nur gradweise verschieden. (Siehe S.138.)-
Bei Delirium tremens der Alkoholisten (S. 147) be-
stehen Beschältigungsdelir (siehe S. 80!) mit Schweiss und
Zittern, lebhafte Gesichts- und Gefühlstäuschungen (oft Tier-
visionen), die infolge grosser Suggestibilität experimentell
sich hervorrufen lassen; meist Galgenhumor.
Bei epileptischem Delir: Krampi- oder Schwindel-
anfälle seit Jahren; schwere Verwirrtheit mit triebartiger
Gewalttätigkeit, Angst oder Verzückung, öfters Aphasie-
Erscheinungen (vgl. S. 42).
Bei hysterischem Delir theatralisch - pathetisches
Wesen. Meist Situationstäuschungen: Patienten glauben
sich oft in die Zeit eines affektbetonten Erlebnisses zurück-
versetzt (Reminiszenzdelir S. 87).
Deliröse Zustände können noch bei den verschiedensten
Psychosen episodisch vorkommen. Vor allem wichtig wegen seiner
schlechten Prognose ist das Delirium acutum, ein hlosser
Symptomenkomplex im Verlaufe der Amentia, Manie, Melancholie,
Dementia paralytica, D. senilis, Katatonie. Hier handelt es sich
um schwere deliröse Verwirrtheit mit heftigster motorischer Unruhe,
Fieber und Kräfteverfall. Häufig tödlicher Ausgang. (Vgl. Amentia,
Prognose und Therapie S. 188.)
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