Heredität. Entwicklung.
psychischen oder nervösen Ausnahmezuständen. Hier spielt
der Alkohol eine grosse Rolle. Manchen Familien scheint
eine besondere Neigung zum Selbstmord eigentümlich zu sein.
Bei sogenannten sonderbaren Charakteren handelt es
sich manchmal um Psychopathen, die hart an der Grenze
geistiger Gesundheit stehen und schon durch eine leichte
Schädigung vorübergehend in geistige Störung verfallen
können.
Bei Verbrechen hat man zu unterscheiden zwischen
gelegentlich aus Not, infolge von Verführung und Leichtsinn
oder im Affekt begangenen Straftaten (Leidenschaftsver-
brechen) und den Handlungen von Gewohnheitsverbrechern.
Letztere sind zum grossen Teil degenerierfe, geistig tiefstehende
Individuen. Häufung von Affektverbrechen mit rücksichts-
loser Gewalttätigkeit aus nichtigen Ursachen kann auf
krankhaft gesteigerte Reizbarkeit weisen (Alcoholismus
chronicus, Epilepsie usw.).
Uneheliche Kinder wachsen meist in ungünstigen Verhält-
nissen auf. Das Milieu spielt aber für Entwicklung von Charakter
und Gemüt eine wichtige Rolle. Ausserdem vermag man bei un-
ehelichen Kindern selten etwas Sicheres über Belastung von seiten
des Vaters zu erfahren. — Prostitution steht in nahen Beziehungen
zur Kriminalität.
2. Entwicklung.
Schon der Geburtsverlauf kann eine bleibende
Schädigung des Zentralnervensystems bedingen. Nicht nur
sofortige Folgen, wie Meningitis, Encephalitis, cerebrale
Kinderlähmung mit Entwicklung geistiger Schwäche (Imbe-
cillität, Idiotie) sind durch Geburtstraumen (Blutungen usw.)
möglich, sondern es scheint sich noch Jahre danach Epi-
lepsie einstellen zu können. Man iorsche in derartigen
Fällen besonders, ob die Entbindung der Mutter sich über-
mässig lange hinzog, ob die Zange angelegt wurde, ob das
Kind asphyktisch zur Welt kam.
Man frage getrennt nach Krankheiten sowie Kopf-
verletzungen der Kinderjahre und solchen des späteren
Lebens.
Im frühesten Alter üben vor allem Meningitis, Hydrocephalus
und Encephalitis nach Infektionskrankheiten einen üblen HEin-
fluss auf die Gehirnentwicklung aus; desgleichen schwere Kopf-
traumen mit Commotio cerebri (Geistesschwäche, Epilepsie). Die
Krämpfe der kleinen Kinder (Eclampsia infantilis), Erscheinungen
von Tetanie und Stimmritzenkrampf weisen auf eine nervöse Dis-