Spezieller Teil.
von ‚vornherein zu abenteuerlichen Ideen aller Art. Das System
wird trotz Abstinenz weiter ausgebaut ganz nach Analogie der
chronischen Paranoia (S. 133): Chronische Alkoholparanoia.
Meist bestand hier schon vorher eine Disposition, und der Alkohol
war nur das auslösende Moment.
3. Akute Alkoholparanoia oder akute Halluzinose
der Trinker.
(Akuter halluzinatorischer Wahnsinn.)
Aetiologie: Die Psychose entsteht nur auf dem Boden
des chronischen Alkoholismus, doch kann ein stärkerer Alkohol-
exzess auslösend wirken. Heredität spielt eine Rolle.
Beginn: Nach ganz kurzem Vorstadium von Unruhe,
Kopfschmerzen, Schwindel, allmählich zunehmenden unbe-
stimmten Ohrgeräuschen oder überhaupt plötzlich tritt leb-
haftes Stimmenhören auf.
Verlauf: Die Kranken hören bei erhaltener Orientierung
ihren eigenen Namen, Schimpfworte, Drohungen, lange Ge-
spräche, glauben sich verfolgt. Sie geraten in heftige
Angst, motorische Unruhe, flüchten Hals über Kopf, machen
verzweifelte Selbstmordversuche, greifen ihre Um-
gebung an. Neben den Verfolgungsideen findet sich Ver-
sündigungswahn. Seltener sind Grössenideen mit gehobener
Stimmung.
Prognose: Meist Heilung nach einer Dauer von ca. 14 Tagen
bis zu mehreren Monaten. Doch sind bei neuen Alkoholexzessen
Rezidive zu befürchten. In seltenen Fällen kommt es zum Ueber-
gange in chronische Alkoholparanoia. (Siehe oben!)
Therapie: Alkoholentziehung, Ueberwachung, Beruhigungs-
mittel.
Untersuchung auf akute Alkoholparanoia.
Anamnese: Besteht Potus? Wann begann die Er-
krankung?
Status som.: Lichtreaktion der Pupillen erhalten.
Keine Sprachstörung. Kniephänomene regelrecht. Keine
Liquorveränderungen. Zeichen von chronischem Alkoholismus.
(Siehe S. 146.) .
Status psych.: Gehörshalluzinationen bei erhaltener
Orientierung. Wahnideen. Meist Angsterregung und mo-
torische Unruhe.
Differentialdiagnostisch ist‘ eine Abgrenzung von
der Paranoia acuta nur auf Grund der Aetiologie möglich.
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