Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Korsakowsche Psychose. 7) 
Bei Katatonie wird in der Regel die Erkrankung nicht so 
akut ausbrechen, längere Vorläufer haben. Stereotypien, Manieren 
fallen auf usw. (Vergl. Katatonie S. 142.) Dagegen kann sich 
eine sekundäre Trunksucht auch bei chronischen Katatonikern ent- 
wickeln und das Bild komplizieren. 
4. Alkoholparalyse (Alkoholische Pseudoparalyse). 
Anamnese: Auf dem Boden des chronischen Alkoholismus 
(siehe S. 146). Besonders im 5. Lebensjahrzehnt. Bei Abstinenz 
meist weitgehende Besserung bis zur Heilung: 6—12 Wochen 
Dauer. 
Status som.: Neben den gewöhnlichen Zeichen des chro- 
nischen Alkoholismus eine mehr oder weniger angedeutete 
artikulatorische Sprachstörung, auch Flattern im Gesicht. Selten 
Pupillenstarre, fast stets mit Beteiligung der Konvergenzreaktion. 
Manchmal Fehlen der Kniephänomene durch Neuritis. Sehr starker 
Tremor. Romberg. 
Status psych.: Stumpfe Teilnahmlosigkeit, schwere Störung 
der Merkfähigkeit. Bisweilen Grössenideen. Demenz mehr vor- 
getäuscht, als der Wahrheit entspricht. 
Differentialdiagnostisch sind gegenüber der Dementia 
paralytica Fehlen von Lymphozytose und Wassermann im Liquor 
ausschlaggebend. Alkoholparalyse ist sehr selten, ist schwer ab- 
grenzbar von dem folgenden Krankheitsbilde: 
5. Die Korsakowsche Psychose. 
Aetiologie: Jahrelanger Alcoholismus chronicus (oft Likör 
und schwere Weine!): Vielfach früher schon überstandene Delirien, 
epileptische Symptome, Eifersuchtswahn u. dergl.; auf körperlichem 
Gebiete Alkoholneuritis mit Gliederschmerzen und Lähmungen, 
Beginn: Entweder lässt das Gedächtnis allmählich im 
Laufe von Jahren immer mehr nach, oder sehr plötzlich 
setzt die Psychose ein aus einem Delirium tremens heraus oder 
nach einem stupörösen Vorstadium, eventuell im Anschlusse 
an epileptische Krämpfe. Die Merklähigkeit geht verloren! 
Verlauf: Es finden sich (in der Regel verbunden mit 
polyneuritischen Erscheinungen) schwerer Gedächtnisausfall, 
selbst auf Jahre zurück (retrograde Amnesie), Aufhebung 
nn masse eng 
ger Merklähiskeit mit _Desorientierung und Neigung, die Ge- 
dächtnislücken durch Konfabulation (sieheS. 107) auszufüllen. 
Episodisch, vor allem nachts, stellen sich zuweilen delirante 
Phasen ein, auch einzelne Halluzinationen. Die Stimmung 
ist meist stumpf, zufrieden md heiter (Kuphorie), gelegent- 
lich ängstlich. Allmählich entwickelt sich deutliche Urteils- 
schwäche. 
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