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Dementia paralytica (Progressive Paralyse).
Organische Erkrankung des Zentralnervensystems, namentlict
der Grosshirnrinde, infolge alter Lues (Spirochäten im Gehirn!
Mikroskopisch: Entzündliche Infiltration .der Pia und der
Gehirngefässwände mit Plasmazellen, ausgedehnte Erkrankung
der Ganglienzellen, Zerfall der Markscheiden, Wucherung
der Glia, Stäbchenzellen. Makroskopisch: Atrophie des Ge-
hirns, Hydrocephalus, Ependymitis granulosa, chronische Lep-
tomeningitis und Pachymeningitis. Dazu Strangdegenerationen im
Rückenmark.
Aetiologie: Die eigentliche und daher regelmässig
vorhandene Ursache ist Syphilis. Gewöhnlich wurde dieselbe
bereits vor etwa 6—15 Jahren erworben; in Fällen juveniler
Paralyse handelt es sich um ererbte Syphilis.
Als Hilfsursachen kommen vielleicht in Frage Ueberarbeitung,
Gemütserregung, Potus, Trauma. Die äusseren Schädlichkeiten
können den letzten Anstoss zum Ausbruch geben. Meist tritt Paralyse
im Alter zwischen 30 und 50 Jahren auf; sie kommt aber überall,
selbst bei Kindern und Greisen vor. Bei Männern ist sie häufiger
als bei Frauen. Oft gleichzeitig bei beiden Ehegatten (konjugale
Paralyse).
Beginn: Das Leiden setzt meist allmählich im Laufe von
\ Monaten ein mıt Vorboten wie Nervosität, Kopfweh, Schlaflosig- (0
N keit, hypochondrischen Empfindungen, Depression (Neurasthenisches
ie Vorstadium). Oder mit Schwindelanfällen, epileptiformen Krämpfen,
; “apopl ek tieren Ohnmachten; auch mit passageren Lähmungen
der Extremitäten, der Augenmuskeln (Doppelsehen), mit kurz-
dauernden Aphasien. Oefters beobachtet man schon früh Blasen-
lähmung, Impotenz, lanzinierende Schmerzen, Gürtelgefühl und
Krisen wie bei Tabes dorsalis. Praktisch wichtig sind plötzliche
Angstanfälle mit Selbstmordversuchen, Neigung zu grossen Geld-
ausgaben, Verlust des Anstandsgefühls, Wutausbrüche. Seltener
beginnt die Krankheit mehr akut mit gehäuften schweren Krampf-
anfällen (Status paralyticus), mit einem Verwirrtheits- oder einem
maniakalischen Erregungszustande.
Verlauf: Charakteristisch ist die Ausbildung
schwerster Verblödung, bald rasch, bald langsam in
Jahren. Die Abnahme der Geisteskräfte tritt zutage in
Erschwerung der Auffassung, Vergesslichkeit,
Urteilsschwäche, Energielosigkeit, Stumpfheit.
Ueberraschend sind meist die Interesselosigkeit für Vorgänge
der Aussenwelt und die Einsichtslosigkeit für die eigene
Lage: Blöde Euphorie. (Siehe Seite 75.)
Aeusserlich verläuft die Krankheit sehr verschieden:
Es kommen vor stille Verblödung, deliriöse Verwirrtheits;
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