Ursachen der jetzigen Erkrankung. ‚Beginn der Erkrankung. 11
pathen) hysterische (psychogene) Geistesstörungen, doch
scheinen jene Momente auch bei zahlreichen anderen Psychosen
eine gewisse Rolle als Hilisursachen zu spielen. Indessen
ist es nicht immer leicht zu entscheiden, ob die Gemüts-
erregung wirklich als Ursache und nicht vielmehr als erstes
Symptom des beginnenden Irreseins auflzufassen ist.
In der Haft, zumal der Einzelhaft, sind psychische KEr-
krankungen häufig. Bei Untersuchungsgefangenen beobachtet
man vor allem ‚das Auftreten von hysterischen (psychogenen)
Geistesstörungen, die in der Regel nach Unterbrechung der sie
verursachenden Haft rasch ablaufen. Häufig sind der Gansersche
Symptomenkomplex (siehe.S. 89), hallucinatorische und paranoische
Krankheitsbilder. Bei Alkoholisten kann das Delirium tremens
auftreten. Bei Strafgefangenen herrschen mehr chronische Psy-
chosen vor: neben Paranoia chronica bzw. Dementia paranoides
mit Halluzinationen und hypochondrischen Wahnideen der Queru-
lantenwahn, Katatonie und Hebephrenie. Der Wahn, begnadigt
zu sein, entwickelt sich bisweilen bei lebenslänglich Verurteilten.
5. Beginn der Erkrankung.
Der Zeitpunkt, wann die Psychose zuerst eingesetzt
hat, wird gewöhnlich vom Patienten und seinen Angehörigen
zu kurz angegeben. Bei näherem Nachforschen stellt sich
heraus, dass die ersten Anzeichen sehr viel weiter zurück-
gelegen haben. Andererseits neigen manche Kranke, z.B.
Paranoische, dazu, retrospektiv zufällige frühere Erlebnisse
im Sinne ihres Wahns umzudeuten, so dass es fälschlich
den Eindruck macht, als hätten sie schon vor vielen Jahren
an Sinnestäuschungen und Wahnideen gelitten.
Weiter hat man nach den ersten Erscheinungen zu
fragen, unter welchen eine Psychose eingesetzt hat:
Charakterveränderungen fallen häufig der Um-
gebung auf, wie masslose Reizbarkeit, prahlerische Selbst-
überhebung, Schamlosigkeit und rücksichtsloser Egoismus
oder aber Apathie, Unlust zu jeder Tätigkeit, Willens-
schwäche und Entschlusslosigkeit. Dieselben können vor-
übergehend sein bei Verstimmungen oder dauernd als Aus-
druck einer Demenz.
Bei einzelnen Verblödungsformen, z. B. Dementia paralytica,
Dementia senilis, verbinden sich diese Charakterveränderungen
mit einer deutlichen Abnahme der intellektuellen Fähigkeiten,
während in. anderen Fällen, wie Katatonie, Hebephrenie, die
Gemütsstumpfheit im Vordergrunde steht (Lieblosigkeit gegen die
Angehörigen u. dgl.), die eigentliche Intelligenz dagegen zunächst
weit weniger leidet.