Schädel. 21
schliessen. Auch Schiefheit des Schädels muss bis zu einem ge-
wissen Grade als normal gelten. Mütterliches Becken und Geburts-
vorgang sind von weitgehendem Kinflusse auf die Schädelkonfi-
guration.. Bei rachitischen Schädeln springen Stirn und
Scheitelhöcker stark vor; die Stirn ist verbreitert, das Hinter-
haupt ahgeflacht. Der Schädel hat viereckige oder birnförmige
Gestalt. In der Gegend der grossen Fontanelle befindet sich eine
sattelförmige Einbuchtung. Bei Kretinismus sieht man oft
einen übergrossen Kopf mit eingesunkener Nasenwurzel, weit aus-
einanderstehenden Augen. vorgeschobenen Kiefern.
Druck- und Klopfempfindlichkeit des Schädels
an umschriebenen Stellen findet sich manchmal bei Hirn-
tumor, häufiger noch bei Hirnabszess. Empfindlichkeit des
Warzenfortsatzes lässt an Ohrenerkrankungen denken. Nach
Kopfverletzungen kann ebenfalls Empfindlichkeit zurück-
bleiben. Einzelne Druckpunkte, zumal auf dem Scheitel,
finden sich vielfach bei Hysterie.
Kephalgie (Kopfschmerz): Clavus nennt man ein Gefühl
von Bohren und Brennen in der Gegend der grossen Fontanelle,
das sich oft bei Hysterischen findet. Der neurasthenische Kopf-
schmerz wird meist als lästiger Druck (schwerer Helm, Band
um die Stin oder als krampfartige Spannung über die ganze
Schädeldecke hin) beschrieben. Der Tumorkopfschmerz ist mehr
kürzlich erworben, sitzt innerlich, kann wie der meningitische
äusserst heftig sein, verbindet sich mit Uebelkeit und Schwindel,
steigert sich, ebenso wie der arteriosklerotische Kopfschmerz, bei
Lagewechsel. Nächtliche Kopfschmerzen sind namentlich. eigen-
tümlich für Lues cerebri. Bei Migräne wird meist Schläfenstechen
mit Flimmern und Uebelkeit geklagt (besteht gewöhnlich von
Jugend auf, kann erblich sein). Auch der anämische Kopfschmerz
bevorzugt Schläfen und Stirn. Zweckmässig fragt man bei Kopf-
schmerz immer: „Ist es ein Bohren, Schneiden, Stechen, Brennen,
Reissen, Ziehen, Drücken? Sitzt es aussen oder innen? Ist es
immer da oder anfallsweise? Zu welcher Tageszeit?“
Beim Schwielenkopfschmerz soll man kleine Knötchen
(Infiltrate) in der Galea aponeurotica fühlen.
Bei der Occipital-Neuralgie zieht der Kopfschmerz vom
Nacken zum Scheitel hinauf. Die Haut ist hyperästhetisch. Der
Hauptdruckpunkt (indet sich zwischen Processus mastoideus und
den obersten Halswirbeln in der Mitte.
Ueber Stiche in Stirn und Augen, Flimmern und Ver-
schwimmen der Buchstaben klagen beim Lesen nervöse Kinder mit
Schwäche der Augen-Akkommodationsmuskeln (Asthenopia nervosa).
Nackensteifigkeit bei Kopfschmerz, Benommenheit,
Erbrechen usw. lässt an Meningitis denken. (Bei Kindern
Aufschreien vor Schmerz im Schlafe.)