Augenbewegungen. 27
falle, im katatonischen Stupor auf, aber auch bei Gesunden. Es
ist damit nicht die Erscheinung zu verwechseln, dass bei trägerer
Lichtreaktion einer Pupille diese im Dunkeln die engere, im
Hellen die weitere ist.
Paradoxe Pupillenreaktion hat man die Erweiterung auf
Licht genannt. Hier handelt es sich meist um Beobachtungsfehler.
Pupillenunruhe: Der Irissaum des Gesunden steht nicht
still, sondern unterliegt fortwährenden Schwankungen, die bei
psychischen Reizen (Anrede, Schmerz, Schreck) lebhafter werden.
Es scheint, dass diese Unruhe besonders bei Katatonie und Hebe-
phrenie herabgesetzt ist oder sogar fehlen kann. Man untersucht
zuverlässig nur mit der Westienschen Lupe, mit dem binoku-
laren Mikroskop von Zeiss oder ähnlichen Apparaten.
Die Augenbewegungen, welche durch den Ill., IV.
und VI. Hirnnerven reguliert werden, prüft man zunächst, in-
dem man einen hin und her bewegten Gegenstand (Finger,
Bleistift, Licht) unverwandt fixieren lässt. Bei Blinden wird
zweckmässig deren eigene Hand hin und her bewegt. Tritt
ein Bulbus nicht in den äusseren Augenwinkel, liegt Lähmung
des Nervus abducens vor (ganz geringes Zurückbleiben
braucht noch nicht pathologisch zu sein). Ist bei Oculo-
motoriuslähmung der äussere Ast betroffen (Ophthalmo-
plegia externa), dann hängt das Oberlid (Posi); der Bulbus
weicht nach aussen unten ab und kann nicht nach innen
bewegt werden. Dabei wird vom Trochlearis die obere
Bulbushälfte etwas nasalwärt® gerollt, und der Kopf wird
schief gehalten. Bei Lähmung des inneren Oculomotorius-
Astes besteht totale _Pupillenstarre (Ophthalmoplegia in-
terna). Nicht zu verwechseln mit einer Kombination von
Ophthalmoplegia externa und interna ist die Ophthalmoplegia,
totalis: Beteiligung sämtlicher Augenmuskeln überhaupt.
Das Auge steht unbeweglich geradeaus, und das Lid hängt.
Die feinere Untersuchung auf Augenmuskellähmung geschieht
durch Prüfung der Doppelbilder, (Farbige Gläser.)
Bei (meist doppelseitiger) Lähmung einzelner Augen-
muskeln (nicht ganzer Nervengebiete) handelt es sich um Er-
krankung der Nervenkerne. Symptome der Augenmuskellähmung
sind: Doppelsehen (Diplopie) in bestimmter Blickrichtung, das
aber beim Schliessen eines Auges verschwindet (nur bei Hysterie
gibt es auch Diplopia monocularis); ferner Schielstellung, Stra-
bismus, und falsche Projektion des Gesichtsfeldes mit Vorbeigreifen
an Gegenständen, wenn das kranke Auge nicht geschlossen wird;
endlich oft schiefe Kopfhaltung.
Bei dem Strabismus sind die Augenachsen nicht parallel
gerichtet, sondern bilden miteinander einen Schielwinkel, der bei
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