Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Armlähmungen. , 
Paraplegien finden sich vorherrschend bei Rückenmarkslähmungen, 
Hemiplegien bei Gehirnlähmungen. Während die organischen 
Hemiplegien meist_auch Facialis und Hypoglossus betreffen, bleibt 
bei hysterischen das. Gesicht frei. 
— Halbseitenläsion des Rückenmarks (Brown-Sequardsche Läh- 
mung) macht zwar auch eventuell Lähmung von Arm und Bein 
derselben Seite, doch mit Anästhesie der anderen Seite. z 
Der Tonus (Spannungszustand) der Muskulatur kann 
bei Lähmungen erhöht sein: Hypertonie. Die Muskulatur 
fühlt sich rigide an. Versucht man an der betreffenden 
Extremität plötzliche passive Bewegungen vorzunehmen, 
z. B. Strecken und Beugen im Ellenbogengelenke, Pro- und 
Supinieren uswW., so trifft man auf einen erheblichen Wider- 
stand: Spasmen. Die Sehnenreflexe sind gesteigert. 
Oder der Tonus ist herabgesetzt: Hypotonie und 
Atonie. Hier fühlt sich die Muskulatur auffallend schlaff 
an. In den Gelenken lassen passiv sich abnorm weitgehende 
Bewegungen ausführen. Die Sehnenreflexe sind herabgesetzt 
oder fehlen. 
Atrophie eines Muskels äussert sich in Schwund, Schwäche 
und Veränderung der elektrischen Erregbarkeit. Man erkennt den 
Schwund bei einem Vergleich mit dem entsprechenden Muskel 
der anderen Seite oder (bei doppelseitiger Affektion) eines anderen 
Individuums. Bei Verdacht auf Muskelatrophie an einem Arme 
nehme man Messungen mit dem Bandmass an beiden vor: 
Man markiert links und rechts einen Punkt gleich viel 
Zentimeter oberhalb (resp. unterhalb) des Olecranon, misst hier 
den Umfang des Oberarmes (resp. Vorderarmes) und vergleicht 
die Resultate von links und rechts. Schon normalerweise ist der 
weniger benutzte Arm ca. 1 cm dünner als der andere. 
An der Hand achte man vor allem darauf, ob die Spatia inter- 
ossea eingesunken sind (Schwund der Mm. interossei), ob Daumen- 
und Kleinfingerballen welk, schlaff, wie ausgehöhlt erscheinen. 
Die Schwäche eines atrophischen Muskels entspricht dem 
Grade des Schwundes. Doch kann die Atrophie sich auch 
sekundär an die Lähmung eines Nervengebietes angeschlossen haben. 
An der Hand sind vor allem folgende Lähmungstypen mit 
Atrophie zu merken: 1. Krallen- oder Klauenhand durch 
Ulnaris-Lähmung: Interossei und Lumbricales sind ausgefallen, 
die Grundphalangen können nicht genügend gebeugt, die Mittel- 
und Endphalangen nicht gestreckt werden. 2. Affenhand durch 
Medianus-Lähmung: Der Daumen steht infolge Ausfalls von Oppo- 
nens, Abduetor und Flexoren in einer Flucht mit den übrigen 
Fingern, gestreckt und dem Zeigefinger genähert. (Adductor 
versorgt vom Ulnaris). 3. Predigerhand durch Lähmung von 
Medianus und Ulnaris: Die kleinen Handmuskeln und die Beuger 
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