Beinlähmung. 49
wollten Bewegungen durchkreuzen und erschweren. Bei
darauf gerichteter Aufmerksamkeit und psychischer Erregung
werden sie heftiger. (Bei Sydenhams Chorea minor und
Huntingtons Chorea chronica; ausserdem symptomatisch
bei Hirnherden (einseitig), auch bei Dementia senilis, Dem.
paralytica.)
Myotonie: Willkürlich kontrahierte Muskeln können nicht
sogleich wieder erschlafft werden, sondern verharren gegen den
Willen in Kontraktion; z. B. lässt sich die geballte Faust erst
nach einiger Zeit allmählich wieder öffnen. Nach längerer Ruhe
besonders ausgesprochen. (Thomsensche Krankheit.)
Trousseaus Phänomen: Durch Druck auf die grossen
Gefässe und Nerven am Arm (und Bein) lassen sich symmetrische
tonische Krämpfe hervorrufen mit Geburtshelferhand-Stellung: bei
Tetanie.
Ueber Krampfanfälle bei Epilepsie, Hysterie und Jack-
sonsche Anfälle siehe S. 70 und 71!
7. Beine:
Hier gelten hinsichtlich Lähmung, Tonus, Atrophie,
Krampf im allgemeinen die Ausführungen des vorigen
Kapitels.
Die grobe Kraft wird wieder durch aktive Bewegungen
und Widerstandsbewegungen geprüft:
Aktiv: Der Patient hebe in Rückenlage die Beine einzeln
und. gestreckt von der Unterlage ab bis zum rechten Winkel,
Er suche abwechselnd allein auf dem rechten und linken Bein
zu stehen; er steige aus Stand und möglichst ohne Zuhilfenahme
der Hände auf einen Stuhl, indem er bald das rechte, bald das
linke Bein voranstellt.
Widerstand: In Rückenlage suche der Kranke das Knie
krumm zu machen, während der Untersucher das Knie nieder-
drückt: Vergleich zwischen rechts und links. Dann trete Patient
mit dem Fusse aus, während der Untersucher einen Gegendruck
auf die Fussohle ausübt. In Bauchlage beuge der Kranke den
Unterschenkel. während der Fuss niedergehalten wird, usW.
Scheint der Patient sich nicht ordentlich anzustrengen, ist die
von ihm geleistete Kraft auffallend gering, so lässt man plötzlich
im Widerstande nach und beobachtet, ob eine ruckartige Be-
wegung erfolgt, oder ob die Antagonısten unzweckmässiger Weise
mit angespannt waren.
Sehr wichtig zur Beurteilung von Lähmungszuständen
ist der Gang (siehe S. 54). Bei spastischen Lähmungen
(vgl. S. 46) sind die Beine meist steil ausgestreckt. Bei
dem Versuche, sie plötzlich passiv im Knie zu beugen,
Raecke, Psychiatrische Diagnostik. 5. Aufl,