Vorwort zur ersten Auflage.
Mit der Einführung des obligatorischen Unterrichts in
der Psychiatrie ist das Interesse der Studierenden an diesem
Zweige der Medizin ein regeres geworden. Bei den er-
heblich grösseren Anforderungen, welche an die Ausbildung
der Studierenden in den klinischen Fächern gestellt werden,
bedarf es zur Erfüllung der umfangreichen Aufgabe einer
zweckmässigen Anordnung und Einteilung des zu be-
wältigenden Arbeitsstoffes,
In der psychiatrischen Klinik tritt der Studierende
fast durchweg Krankheitsfällen gegenüber, zu deren Er-
kennung und Untersuchung er besonderer Methoden und
einer speziellen Anleitung bedarf, verschieden von der,
welche er bisher am Krankenbett kennen gelernt hat.
Liefert ihm auch das Studieren der Fälle in den übrigen
Kliniken Kenntnisse, deren Verwendung in der psychiatri-
schen Klinik von Nutzen ist, so sind es doch, abgesehen
von den allgemeinen Methoden der Untersuchung körperlich
Kranker, im günstigsten Falle nur Streiflichter, die ihm
kein geschlossenes Bild, besonders nicht über die Art und
Weise einer psychischen Untersuchung zu geben vermögen.
Ich habe es seit langem beim Unterricht als ein Be-
dürfnis empfunden, dem Studierenden eine möglichst zuver-
Jlässige und gesicherte Handhabe für die Untersuchung der
psychisch Kranken, die ihm anfangs ohne Zweifel grosse
Schwierigkeiten bereitet, zu geben. Die Zeit, welche ge-
wöhnlich dem Unterricht in der psychiatrischen Klinik zur
Verfügung steht, reicht in der Regel nicht aus, um in der
Klinik Methodik und Symptomatologie systematisch einer
Besprechung zu unterziehen. Aus diesem Bedürfnis heraus
hat mein langjähriger befreundeter Mitarbeiter, Herr Pro-
fessor Raecke, es unternommen, in der vorliegenden Dia-
gnostik den Gang der Untersuchung, wie ihn die psychia-
trische Klinik erfordert, vorzuführen unter Berücksichtigung
aller dabei in Betracht kommenden Methoden.