Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

. Status psychicus. 
Oberkörper hin und her oder tritt unruhig von einem Bein 
auf das andere, stöhnt, seufzt, rauft sich die Haare. Der 
eine rührt sich kaum vom Fleck, erscheint förmlich zur 
Salzsäule erstarrt, bringt keinen Ton hervor: Aengstliche 
Hemmung. Der andere läuft laut jammernd umher, wälzt 
sich am Boden, klammert sich hilfeheischend an seine Um- 
gebung an: Angsterregung. Oft sind körperliche Be- 
schwerden mit der Angst verbunden, wie Beklemmungs- 
gefühl (Oppression), Druck in der Herzgegend und Herz- 
klopfen (Präkordialangst), jagender Puls, Trockenheit im 
Munde, Schweissausbruch. Die Pupillen sind meist weit. 
Mit Traurigkeit und Angst vereinigt sich vielfach Ent- 
schlusslosigkeit: Unfähigkeit, sich zu irgendeiner Handlung 
aufzuraffen, oder ein planloses Hin und Her sich durchkreuzender 
Massnahmen. (Vgl. auch Aboulie auf S. 77.) 
Seltener sind plötzliche Verzweiflungsausbrüche mit 
Gewalttätigkeit: Raptus. Lebensüberdruss kann stets zu 
Selbstmordversuchen führen. — Anhaltende Depression ist 
charakteristisch für Melancholie; "bei anderen Psychosen 
tritt sie mehr episodisch aul. 
Reizbares, vorwurfsvolles Wesen gegen die Umgebung 
kann sich gelegentlich mit Depression verbinden, häufiger mit 
Zuständen von KExaltation, wo es zur Zornmütigkeit führt. 
Dauernde Reizbarkeit findet sich vor allem bei nervösen Schwäche- 
zuständen, bei Epilepsie, Hysterie, Neurasthenie und in der Rekon- 
valeszenz nach Amentia. 
Misstrauen kann mit Angst einhergehen, beruht aber 
in der Regel auf Verfolgungswahn (siehe dort!). Statt der 
Niedergeschlagenheit der Depression besteht mehr ein selbst- 
bewusstes, lauerndes Wesen mit einsilbigen, vorsichtig ab- 
gewogenen Antworten. 
Die Ratlosigkeit nimmt eine besondere Stellung ein, da 
hier der depressive Affekt mehr als Folge der Unfähigkeit zur 
Orientierung erscheint ‚(siehe unter Bewusstseinsstörungen und 
bei Inkohärenz!) 
b) Exaltation. 
Heitere Stimmung (Hyperthymie) zeigt sich im leb- 
haften Mienenspiel, in den schnellen elastischen Bewegungen, 
im Lachen, Scherzen, Singen, Tanzen usw. Anhaltende 
Exaltation ist charakteristisch für Manie, episodisch kommt 
sie bei zahlreichen Psychosen vor 
Alberne, läppische Züge trägt die heitere Verstimmung vor 
allem bei der Katatonie und Hebephrenie. Gemacht kindisches 
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