Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Stupor. al 
kaum abgewehrt. Schiebt man den Kranken vorwärts, 
macht er einige wenige Schritte und bleibt dann stehen. 
Der in die Hand gegebene Löffel mit Essen wird nur ein 
kleines Stück dem Munde genähert usw. Dabei ist die 
Sprache tonlos, zögernd und einsilbig oder versagt ganz. 
Neben der Hemmung im engeren Sinne, die sich meist 
mit Depression vergesellschaftet zeigt, lässt sich eine 
Sperrung unterscheiden, bei der es den Anschein erweckt, 
als ob_die angefangenen Bewegungen durch entgegenge- 
richtete Impulse durchkreuzt und aufgehalten, ‚ausgelöscht 
oder Sogar in ihr Gegenteil verkehrt würden. Hier handelt 
es sich meist um katatonische Zustände. (Vgl. auch 5. 78 
unter Negativismus!) 
Aboulie (Willensschwäche): Leichter Grad von Hemmung, 
bei welchem sich der Kranke zu keinem Entschlusse aufzuraffen 
vermag, findet sich bei allen Depressionszuständen, besonders bei 
Melancholie, Neurasthenie, Hypochondrie, ferner bei der katato- 
nischen Zerfahrenheit. Zu vermeiden Verwechselungen mit der 
Apathie der Dementen! (Vgl. auch Entschlusslosigkeit 5. 74.) 
Subjektive Insuffizienz heisst das schmerzliche Gefühl 
der eigenen Unfähigkeit zu gewohnten Handlungen bei Melancho- 
lischen, z.B. zur Berufstätigkeit, Führen des Haushalts, Brief- 
schreiben, sogar zum An- und Auskleiden. (Vgl. S. 91 unter Denk- 
hemmung!) 
Stupor nennt man einen Zustand schwerer allgemeiner 
motorischer Hemmung, der im Verlaufe der verschiedensten 
Psychosen, wenn auch am ausgeprägtesten bei Katatonie, 
auftritt und so weit gehen kann, dass die Kranken in un- 
bequemen Stellungen regungslos verharren oder wie schlafend 
daliegen mit maskenartigem Gesicht, geschlossenen oder starr 
aufgerissenen Augen und spärlichem Lidschlag, ohne auf 
Anrede, Schütteln, Nadelstiche zu achten, ohne Nahrung 
zu nehmen, gereichte Speisen zu kauen, eingegossene Flüssig- 
keit zu schlucken. Oft lassen sie den Speichel aus dem 
Munde laufen, verunreinigen sich mit Kot und Urin. 
Sucht man sie aufzusetzen, ihre Arme oder Beine anzuheben, 
so bemerkt man zu verschiedenen Zeiten ein sehr abweichendes 
Verhalten: Bald sind alle Glieder schlaff wie die eines Bewusst- 
losen und lassen sich passiv mühelos in jede Lage bringen, um 
losgelassen dem Gesetze der Schwere gemäss herabzufallen. Bald 
folgen sie mehr aktiv der ihnen gegebenen Richtung und sinken 
nachher nur allmählich zurück. Oder die Glieder verharren 
sogar, wenn sie aufgehoben wurden, einige Zeit steif emporge- 
streckt, um dann wieder herabgenommen zu werden: Katalepsie. 
Dagegen spricht man von Flexibilitas cerea, wächserner 
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