Full text: Lehrbuch der Psychiatrie

Traumatische Psychosen. KaG 
Körperhaltung, Bücken, plötzliches Aufstehen usw.) abhängig sind: 
Zuweilen ‚gelingt es, während der subjektiven Schwindelempfindung 
einen deutlichen rasch vorübergehenden Nystagmus zu beobachten. 
Die erwähnte Symptomentrias (Kopfschmerz, Schwindel, Reizbar- 
keit) kann, oft noch ergänzt durch Merkschwäche und diese oder 
jene vasomotorische Störungen, die einzige Folge der Schädelver- 
letzung sein und allmählich wieder verschwinden. In einer Reihe von 
Fällen bilden diese Symptome aber die Krankheitserschei- 
nungen, welche von dem oben besprochenen primären Folgezustande 
der Verletzung hinüberführen zu den jetzt zu erörternden sekun- 
dären traumatischen Psychosen. 
Diese können sich kennzeichnen als periodische Steigerung 
jener Störungen unter gleichzeitiger mehr oder minder ausge- 
sprochener psychischer Depression. So kommt es zuweilen noch nach 
Jahr und Tag zu ernsthaften Selbstmordversuchen. — Eine besonders. 
wichtige Form stellt die traumatische Epilepsie dar, die sich 
nur selten unmittelbar an die Kopfverletzung anschließt, dieser viel- 
mehr meist erst nach Wochen, Monaten und selbst Jahren 
folgt. Von der Läsionsstelle gehen oft motorische, sensible und 
sensorische Auraerscheinungen aus. Die verletzte Stelle ist. 
schmerzhaft auf Druck; zuweilen sind Anfälle auf diese Weise aus- 
zulösen. — Vielfach tritt die Epilepsie jahrelang nur in Form von 
Schwindelgefühlen auf und es kommt erst weiterhin zu aus- 
gebildeten epileptischen Krämpfen. Verhältnismäßig häufig scheinen 
in den traumatischen Fällen psychische Aequivalente zu sein. — 
Endlich wäre noch die gelegentliche Entstehung von Wahn- 
ideen persekutorischer Art im Zusammenhang mit Schädel- 
traumen zu erwähnen. Meist handelt es sich dabei wohl zunächst um 
gewisse geistige Schwächeerscheinungen und die spätere 
Umdeutung von quälenden Mitempfindungen im Kopfe, 
Im allgemeinen muß man mit Bezug auf die Anerkennung 
direkter ätiologischer Beziehungen zwischen einer Kopf- 
verletzung und einer später aufgetretenen, den bekannten Formen 
entsprechenden Psychose sehr vorsichtig sein. Behauptet wird 
ein solcher Zusammenhang bekanntlich ungemein häufig und für 
nahezu alle Formen psychischer Erkrankung. Eine diesbezügliche 
Frage wird deshalb in vielen Fällen ohne weiteres verneint. 
werden, und höchstens die Verstärkung einer sicher bestehenden in- 
dividuellen Prädisposition zugegeben werden können. Im übrigen 
wird bei der Begutachtung zweifelhafter Fälle zu berücksichtigen 
sein: die Schwere des Unfalls, die Wahrscheinlichkeit. 
einer Schädigung (Erschütterung) des Gehirns selbst, die 
Frage der Bewußtlosigkeit nach dem Trauma, der zeitliche 
Zusammenhang zwischen diesem und den psychischen Störungen, 
der Gesundheitszustand des betreffenden Kranken vor der 
Verletzung, endlich die klinische Form der psychischen 
Störung. 
Pathologische Anatomie. 
Makroskopisch kommen in Betracht vor allem Schädelbrüche 
mit oder ohne Verletzung der Weichteile und des Schädelinnern. 
Zerreißung der Dura kommt sowohl bei subkutanen als auch 
bei komplizierten Frakturen vor. Blutungen aus den menin- 
gealen Gefäßen führen zu supra- und subduralen Hämatomen 
CC 
PU:
	        
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