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dacht, wie grosz er hett gewalt:vnd macht‘ (V. 660) in der Er-
neuerung mit einer bekannten Verwünschungsformel:
Ob schon ein Welsch dem andern küszt die Füsz,
So habens züsamen die bül vnd drüsz *).
Die trewe Warnung enthält zuerst einen im einzelnen mehr-
fach erweiterten Abdruck von Huttens ‚Anzöig, wie allwegen sich die
Römischen Bischöff, oder Bäpst gegen den teutschen Kayszern gehalten
haben, vff dz kürtzst vsz Chronicken vnd Historien gezogen, K, maie-
stät fürzübringen‘ (Böcking I 69*), sodann zwei kleinere Traktate,
die zur weiteren Ergänzung der Huttenschen Schrift dienen: ‚Das
die keyser allwegen gewalt, die Bäpst auff vnnd ab zu setzen gehabt,
Zeugknusz ausz der Bäpst Chronica‘ (Böcking V. S. 384 f) und:
‚Vergleichung der Bäpst satzung gegen der leer Christj Jesu‘ (S. 386f.),
worin Christi und des Papsts Lehren und Wandel in 64 Artikeln
einander gegenübergestellt werden, — letztere nur ein Abdruck der
oft gedruckten ‚Vergleichung‘ Bruder Heinrichs von Kettenbach
(Panzer II Nr. 1918—21,. Weller Nr. 2472—4), dessen Namen,
auffallend genug, gänzlich verschwiegen ist.
Das neue Schlusswort zu Huttens Anzöig ermahnt den Kaiser,
der „durch anbringung der tentschen Fürsten etlicher masz verstan-
den der bäpst beschwernusz vnd schinderey vber aller Christenheyt,
darymb jm darinn ein Reformatz fürgenommen, vnd den
teutschen versprochen —‘‘ sich durch des Papstes Intriguen von
solchem guten Vorsatz nicht abwenden zu lassen. Das Konzil stand
also noch im Stadium der Vorverhandlungen: man wird den Druck
nicht zu spät ansetzen dürfen,
Concubinarii (Nr. 35). Der Hurenwirt (Nr. 36).
Huttens Schriften tragen wesentlich politische Farbe. Kine für
die protestantische Priesterschaft sehr wichtige soziale Frage behan-
delt die 1545 gedruckte Schrift Concubinarii: Concubinat oder
Ehe? Ein drittes, nämlich gewissenhaft beobachtetes Coelibat, giebt
es nach der Meinung der Zeitgenossen „ohne die Gnade Gottes‘‘
beauftragt Vielfeld den Cardinal Campeius — das er stim mit dem heyligen
Paulo. Der wirt ihm balt zeygen an, Wa bey er sol bleiben stan. Und
VA BOTH: Ziehent nun hin in frieden gmein,
Behaltent wol die mainung fein,
Was euch die bawren hant für tragen,
Darbei werden sie nit verzagen,
Zeigents Bapstlicher heyligkeyt an,
Bei der geschrifft wölln sie bleiben stan,
Hoff auch, wir werden nit weiter getrieben,
Ein gspanten Bogen solst nit zweit üben,
Damit er nit brech vnd weiter schade —.
1) Das Ganze ist eine Anspielung auf die Ceremonieen, die bei der
Krönung zu Bologna beobachtet wurden, worüber ein Augenzeuge — aber
ohne alle patriotische Empfindlichkeit u. a. berichtet: VYnd in summa, der
Ceremonia souil das nit zuschreyben ist — aufs letzt Kay. May. dem Babst
zu fuesz gefallen, hendt vnd fuesz geküst, mermals, — (Kayserlicher
Mayestat bayde Krönung — 15830 —-- 0. O0. u J. 4%,