Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

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Klevische Landzölle. Fiskalismus. 
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Durch die neue Verfassung des Zollwesens wurden die Erträge 
daraus erheblich gesteigert, aber ihr stark fiskalischer Zug fand auch 
im Inneren der Behörden Gegner. Der aus der Kurmark dahin— 
geschickte Wolmstadt wurde angefeindet, nachdem er als Zolldirektor 
in Kleve angestellt und auch Mitglied der dortigen Kammer ge— 
worden war. Namentlich der Vizedirektor Rappard wirkte ihm 
entgegen,) da er das einseitig fiskalische Verfahren für schädlich 
ansah und mehr Handelspolitik befürwortete. Er machte wiederholt 
Vorschläge, wie man durch Entgegenkommen Verkehr und Handel 
steigern könne, ausgehend von der Meinung, für das kleine Land 
sei die einzige Möglichkeit zu Wohlstand zu kommen, wenn seine 
günstige Handelslage besser ausgenutzt werde. 
Eine Erleichterung ist nicht eingetreten; es ist aber nicht er— 
sichtlich, wie sich die niederrheinischen Schiffer geholfen haben. Am 
Mittelrhein haben die Mainzer und Kölner Schiffer 1727 einige 
Monate gestreikt, als die Kanfleute und Faktoren mit der Fracht 
aicht höher gehen wollten, obwohl diese kaum noch für /, der Zoll⸗ 
zahlung ausreichte. Die Kaufleute mußten ihnen widerwillig ein 
Interimsfrachtreglement zugestehen, bis ein Generalzollkongreß zu 
Wiederherstellung des Handels zustande käme, und darauf eine neue 
Rolle und ein beständiger Frachtvergleich vereinbart werde.?) 
Im Frühjahr 1723 wurde man in Berlin in lebhafte Be— 
sorgnis für die Rheinschiffahrt versetzt durch den Plan einer Wasser— 
oerbindung zwischen Münster und Zwolle. Die ungeheuerliche Be— 
lastung der Rheinschiffahrt hatte um die Mitte des 17. Jahrh. dazu 
geführt, daß von Zwolle aus eine wohlorganisierte Landfrachtverbin— 
dung mit dem Reiche eingerichtet worden war, die dem Rhein vielen 
Verkehr entzog. In Münster war man schon um 16865 auf den 
Bedanken gekommen, eine Wasserverbindung mit Zwolle herzustellen 
and dadurch die Stadt Münster zum Endpunkt der holländischen 
q Mit Wolmstädt geriet Rappard wegen der Vermessung der Holzflöße 
derart zusammen, daß er ihn in der Kammersitzung anfuhr: „Enthaltet Euch 
meiner Gegenwart oder ich werde Euch Stockschläge geben! Ich halte Euch für 
inen ꝛc. ssie!]; ich bleibe dabei, daß ich Euch zu befehlen habe, will es Euch 
auch wohl schriftlich geben!“ Wolmstädt an Görne, Kleve, 20. Juli 1725. (Gen. 
Dir. Minden-Ravensberg Tit. 78, 1, 1.) 
2) Düsseldorf St.⸗A. Kurköln II Ba Nr. 141/,.
	        
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