Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

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Erster Teil. 
don England blieb dabei, daß die Pächter Übergriffe begingen, um 
auf ihre Kosten zu kommen, wozu die Schiffer oft nur aus Furcht 
schwiegen, daß die Verpachtung den Handel verderbe, wie es am 
Rhein zu sehen sei, und daß man sie deshalb, wie früher, nicht 
anwenden solle. Auf sein Verlangen, diese Pacht aufzuheben und 
die schon durch öffentlichen Anschlag ausgebotenen Verpachtungen 
an die Meistbietenden unvollzogen zu lassen, erwiderte Friedrich 
Wilhelm, er habe das unbedingte Recht zu verpachten, besonders 
da die Rezesse von 1672 und 1686 nicht ratifiziert seien, und er 
verde sorgen, daß keine Beschwerde vorkomme.) 
Auch Beschwerden wegen verweigerter Zollfreiheit wurden 
jetzt und im folgenden Jahre vorgebracht, vor allem aber wurden, 
als Preußen hartnäckig blieb und gar nicht mehr antwortete, auch 
die alten Vorwürfe wegen der unberechtigten Lizenten und der seit 
1708 vorgenommenen Erhöhung des Zolls zu Wittenberge wieder 
aufgenommen und deren Abstellung gefordert. Als alles vergebens 
war, wurde dem Geheimen Rat zu Hannover befohlen:?) weil wegen 
der eigenmächtigen Zollerhöhungen auf die vielfältige Remon— 
strationen und Ansuchungen bisher nicht einst eine Antwort, vieb 
weniger gewierige Resolution erfolgt, nunmehr wirkliche Repressalien 
bezüglich der preußischen Untertanen zu verfügen. Man wartete 
noch ab, ob eine schon ergangene Vorstellung der Geheimen Räte 
beantwortet werde, und als dies nicht geschah, wurden die Zolb 
bedienten zu Hitzacker angewiesen, von den mit Holz oder Korn 
auf der Elbe handelnden preußischen Untertanen ebensoviel an Zoll 
zu fordern, als zu Lenzen an Lizent und zu Wittenberge an er—⸗ 
höhtem Zoll erlegt werden mußte.s) Das erstere wurde wie in 
Lenzen in Speziesgeld oder mit 360/0 Agio, das letztere in Kurant 
erhoben. Im Juli 1726 begann die Erhebung des Repressalien⸗ 
zolls, bis Januar 1727 hatten fünf Magdeburger Schiffer 641 Tlr. 
kur. dafür entrichtet. 
Die Maßnahme hatte zunächst den Erfolg, daß man in Berli 
endlich zur Feder griff. Unterm 16. Juli erging das lange erwartete 
i) Schriftwechsel: St. James 1./12. Dezember 1721, Kensington 8.10 
Juni 1722, Antworten 17. Januar und 4. Juli 1722 (R. 19 n. 103 4). 
9) 19. Februar 1726. Extractus Actorum über den Hitzackerschen Re— 
oressalienzoll (Hannover St.⸗A. Des. 9, Preußen 144). 
8) Reskripte vom 26. April und 28. Mai 1726. (R. 19 n. 616.)
	        
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