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Erster Teil.
fordert wurde — eine Garantie, daß die Einnahme nicht verringert
werde. Die Magdeburger Handelsleute aber hielten dem entgegen,)
diese Gewähr zu übernehmen könne wegen Beschlag, Kriegs- und
Pestzeiten, Teuerung, Mißwachs und anderer Strafgerichte Gottes
keinem Privaten angemutet werden, und wenn dergleichen jedesmal
bei Moderation einiger Imposten oder Veränderung in commercio
erfordert werden sollte, dürfte nie etwas abgeschafft werden. Man
hatte hier aber ein Beispiel, wie eine kräftige Zollminderung den
Verkehr und die Einnahmen steigern konnte.
Die Harzer Bergprodukte Blei und Glätte waren nach den
Tarifen von 1694 in den Wasserzöllen so hoch angesetzt, daß sie
nicht mehr über Magdeburg und von da auf dem Wasserwege mit
seinen 14 Zöllen nach Berlin, sondern zu Land bis Brandenburg
geführt wurden. Die Magdeburger Faktorei für diese Waren ging
ein, und der in den Wasserzöllen entstandene Ausfall wurde durch
die wenigen Landzölle nicht ersetzt. Daher wurde unterm 28. Juli
1705 das Schiffpfund Goslarer Blei und die Tonne Glätte auf
12/3 Gr. in allen kurmärkischen wie schon vorher in den magde—
burgischen Wasserzöllen herabgesetzt, so daß von Magdeburg bis
Berlin das Stück Blei von 6 auf 3 und die Tonne Glätte von
28 auf 8 Gr. gemindert war. Der Erfolg war, daß in dem
darauffolgenden Jahrzehnt 8876 Molden oder Stück Blei und
5919 Tonnen Glätte von Magdeburg nach Berlin geschifft wurden
gegen 2191 bzw. 869 im voraufgegangenen Jahrzehnt, und daß
3082/3 statt 166170 Rtlr. an Wasserzoll einkamen, also 1521
Rtlr. mehr.)
Das für Holland bestimmte Harzer Blei aber wurde noch zu
Land über Celle nach Bremen oder über Braunschweig nach Lüne—
burg befördert. Erst 1721, als wegen hohen Kornpreises die Land—
frachten stiegen, machten die Bergfaktoren einen Versuch, es über
Magdeburg auf der Elbe nach Hamburg zu führen, und blieben,
da es in den 4 hannoverschen Zöllen frei passiert wurde, noch
einige Jahre dabei. Es wurden 1721 -27 24565 Stück auf diesem
Wege befördert, die in den Elbzöllen von Magdeburg bis Lenzen
) Vorstellung der Kauflente- und Schifferbrilderschaft 18. September 1726
(Gen.Dir. Magdeburg 181, 1).
2) Magdeburger Bericht vom 22. Januar 1716 (Gen.⸗Dir. Magdeburg 181,1)