Streitigkeiten der Magdeburger Kaufleute und Schiffer. 149
legenheit: in Stettin waren die ansehnlichsten Kaufleute die im
Senat sitzenden Reeder, und in Magdeburg waren gleichfalls die
stärksten und unternehmendsten Kaufleute zugleich Reeder. Solche
waren Herren ihrer Handlung, während andere immer abhängig
von den Transporteuren waren, immer zu klagen hatten, daß diese
jäumig und unpünktlich waren, das eigene Interesse voranstellten,
Notlagen und eilige Fälle durch Steigerung der Frachtsätze aus—
beuteten. Aber solches Übergewicht über die Masse der von der
dand in den Mund lebenden Kaufleute war vom Zunftstandpunkte
aus verwerflich. Das war auch der Kern der Streitigkeiten in
Magdeburg.
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Es war 1688 verglichen worden, daß die 4 Kaufleute, die
zugleich Schiffer waren, zwar beides auch weiterhin treiben dürften,
iber sich der Faktorei enthalten, also fremdes Durchgangsgut durch
indere Kaufleute als Faktoren besorgen lassen müßten. Sonst war
—
Bedingungen fahren konnten als bloße Schiffer. Trotzdem trieben
auch weiterhin mehrere Eigenhandel, Faktorei und Reederei zusammen.
Daher stand es nach einer Eingabe der Kaufleute von 1714 so,
daß alles was vorwärtskommen wollte, zur Schifferbrüderschaft
zing, und daß einige große, aus den Schiffern hervorgegangene
Firmen die Haupthandlung hatten, denen 60—60 kleine Kaufleute
gegenüberstanden. Die Regierung sah in dem seit 1713 neu er—
vachten Streite das einzige Heil für den darniederliegenden Handel
in der Vereinigung der Kaufleute und Schiffer zu einer Körper—
schaftt). Die Königliche Entscheidung vom 26. Oktober 1722 fiel
dagegen ganz im Zunftsinne aus: ein Kaufmann soll Kaufmann,
ein Schiffer Schiffer sein. Die Folge war, daß die großen Händler
aun aus der Schiffergilde in die Kaufleute-Brüderschaft übertraten,
daß andere die Schiffahrt ganz einstellten und nur wenige noch
uhren. Denn von der Fracht allein war, zumal bei den Zoll—
oerhältnissen auf der Elbe, schwer zu leben. Daher genehmigte
das General-Direktorium 10. August 1725, daß Schiffer, die nach—
) So war es in Stettin und Kolberg, wo ja beide zusammen im Segler⸗
jause vereinigt waren. Aber Magdeburg zeichnete sich überhaupt dürch starke
Zunftspaltung aus; gab es doch hier allein 4 Handlungszünfte.