Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

J. Erste Maßnahmen zur hebung der Manufakturen. 
Die preußischen Lande befanden sich beim Regierungsantritt 
Friedrich Wilhelms J. in wirtschaftlichem Niedergang, den die Un— 
gunst der Zeiten und die Sünden der leichtfertigen Landesverwaltung 
nach Danckelmanns Sturz verschuldet hatten. Zwar wurden sie 
von den beiden großen Kriegen, die im Anfang des 18. Jahrhunderts 
Europa ergriffen hatten, unmittelbar fast gar nicht betroffen, aber 
unter deren Begleit- und Folgeerscheinungen — Pest und Vieh— 
sterben, Stocken von Handel und Wandel, erhöhte Abgaben — 
hatten auch sie schwer zu leiden. In diesen unruhevollen und 
leidensreichen Jahren entfaltete der preußische Hof seinen höchsten 
Glanz, wurden Unsummen verschleudert. Die Subsidien, die von 
den verbündeten Mächten für die Teilnahme der preußischen Truppen 
am Spanischen Erbfolgekriege gezahlt wurden, gingen großenteils in 
dieser verschwenderischen Wirtschaft drauf, und es mußten eine ganze 
Reihe neuer Auflagen ersonnen, ja zur Beseitigung der ewigen 
Finanznot bedenkliche und recht drückende Mittel angewendet 
werden. Die Berichte, die 1710 über den Zustand aller Landschaften 
einliefen, stinmen darin überein, daß die allgemeine üble Lage vor— 
nehmlich den vielerlei allzuharten und nach verkehrten Grundsätzen 
aufgelegten Lasten zuzuschreiben sei. 
In dem Maße, als die Ansprüche von Hof und Regierung 
gewachsen waren, trat die fürsorgende Tätigkeit zurück. Es ist be— 
zeichnend, daß seit dem großen Wolledikt von 1695 keine derartige 
Verordnung mehr erlassen wurde. In der Tat wird um diese Zeit 
ein Niedergang der Manufakturen in allen Landesteilen, wo solche 
bestanden, gemeldet. Die seit den letzten Jahren des Großen Kur— 
fürsten mit großer Mühe emporgebrachte brandenburgische Tuch— 
industrie erfuhr seit 1707 einen Rückschlag, der alle bisherigen Er— 
jolge wieder zu vernichten schien.) Zu den genannten allgemeinen 
i Bgl. die Darstellung Schmollers in Ztschr. f. Pr. Gesch. XX, 42 ff.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.