J. Erste Maßnahmen zur hebung der Manufakturen.
Die preußischen Lande befanden sich beim Regierungsantritt
Friedrich Wilhelms J. in wirtschaftlichem Niedergang, den die Un—
gunst der Zeiten und die Sünden der leichtfertigen Landesverwaltung
nach Danckelmanns Sturz verschuldet hatten. Zwar wurden sie
von den beiden großen Kriegen, die im Anfang des 18. Jahrhunderts
Europa ergriffen hatten, unmittelbar fast gar nicht betroffen, aber
unter deren Begleit- und Folgeerscheinungen — Pest und Vieh—
sterben, Stocken von Handel und Wandel, erhöhte Abgaben —
hatten auch sie schwer zu leiden. In diesen unruhevollen und
leidensreichen Jahren entfaltete der preußische Hof seinen höchsten
Glanz, wurden Unsummen verschleudert. Die Subsidien, die von
den verbündeten Mächten für die Teilnahme der preußischen Truppen
am Spanischen Erbfolgekriege gezahlt wurden, gingen großenteils in
dieser verschwenderischen Wirtschaft drauf, und es mußten eine ganze
Reihe neuer Auflagen ersonnen, ja zur Beseitigung der ewigen
Finanznot bedenkliche und recht drückende Mittel angewendet
werden. Die Berichte, die 1710 über den Zustand aller Landschaften
einliefen, stinmen darin überein, daß die allgemeine üble Lage vor—
nehmlich den vielerlei allzuharten und nach verkehrten Grundsätzen
aufgelegten Lasten zuzuschreiben sei.
In dem Maße, als die Ansprüche von Hof und Regierung
gewachsen waren, trat die fürsorgende Tätigkeit zurück. Es ist be—
zeichnend, daß seit dem großen Wolledikt von 1695 keine derartige
Verordnung mehr erlassen wurde. In der Tat wird um diese Zeit
ein Niedergang der Manufakturen in allen Landesteilen, wo solche
bestanden, gemeldet. Die seit den letzten Jahren des Großen Kur—
fürsten mit großer Mühe emporgebrachte brandenburgische Tuch—
industrie erfuhr seit 1707 einen Rückschlag, der alle bisherigen Er—
jolge wieder zu vernichten schien.) Zu den genannten allgemeinen
i Bgl. die Darstellung Schmollers in Ztschr. f. Pr. Gesch. XX, 42 ff.