Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

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Dritter Teil. 
aufblühte. Vom Altenaer Draht heißt es 1724, er werde fast durch 
ganz Europa verschickt. Aber während die ältere Osemund- und 
Drahtindustrie von der Kantonpflicht frei waren, litt die Kleinschmiederei 
unter dieser so, daß eine starke Auswanderung ins Bergische einmriß. 
Der König hat ihr zudem selbst gefährliche Konkurrenzen geschaffen. 
Einmal durch die Gründung der Spandau-Potsdamer Gewehr- und 
Waffenfabrik 1722, deren Betrieb Splitgerber und Daum erhielt, und 
zu deren Gunsten die Einfuhr anderer Klingen in Brandenburg ver— 
boten wurde. Und während bei den Altenaer Drahtziehern und den 
Iserlohner Kratzenmachern streng darauf gesehen wurde, daß sie ihre 
Kunst nicht ins Ausland trugen, hat der König selbst der russischen 
Kaiserin 1732 einige Eilper Schmiede gegen Überlassung einiger langen 
Kerls überwiesen und damit die Tulaer Industrie begründen helfen, 
die sich später als recht nachteilig für die Märker erweisen sollte. 
Übrigens war auch der Klingenindustrie ein Akziseschutz durch Höher— 
belegung fremder, besonders Solinger Waren 1716 versagt worden, 
während in den mittleren Landen die Atzise auf fremde Messer und 
andere schneidende Waren schon 1714 von 134, auf 4 Gr. v. Ir. 
erhöht worden war. 
Für die Iserlohner Kratzendraht-Industrie brachte eine königliche 
Kommission 1720 einen Verlegerverband, eine „Stapelgesellschaft“, zu— 
tande, die segensreich wirkte; dadurch wurde die Produktion reglementiert 
und der Aufkauf der Stapelwaren von den Produzenten der Händler— 
gesellschaft als Monopol erteilt. Eine andere Kommission hat 1780 
die Streitigkeiten in der Drahtproduktion zwischen Lüdenscheid, Altena 
und Iserlohn geschlichtet und die alte Verteilung wieder festgelegt.) 
Im allgemeinen aber haben sich diese zukunftsreichen Industrien des 
Märker Ländchens ohne staatliche Protektion entwickelt, wie auch au 
ihrem Boden in Iserlohn sich ein außerordentlich weitverzweigter 
Zwischenhandel seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts ganz ohne 
Zutun des Staates und unbeachtet von ihm ausbildete.?) Desgleichen 
ist eine weitere Industrie des Westens, die Krefelder Seidenmanufaktur 
der von der Leyen, lediglich durch privaten Fleiß und ganz ohne Ein⸗ 
mischung des Staates. im wesentlichen nur begünstigt durch den Nieder 
i)j Vgl. Knapmann, Die Eisen- und Stahlindustrie in der Gft. Mark. 
) Büsch, Versuch einer Beschreibung des Handels. 1792.
	        
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