Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

352 
Dritter Teil. 
auswärts war ganz gering und ging nur in die Nachbarschaft, nach 
Braunschweig, Helmstedt, Kalvörde und Bernburg.) 
Die Frankfurter Messe hat aber gerade unter dieser Regierung 
einen entscheidenden Aufschwung genommen, und zwar auf Kosten von 
Breslau. Das schlesische Zollpatent von 1718 hatte mit seinen hohen 
Ein- und Ausfuhrsätzen die Wirkung, daß sich der Handel mit feinen 
ausländischen Tuchen, Seiden-, Samt-, Baumwollen- und Nürnberger 
Waren ganz aus Schlesien nach Leipzig und Frankfurt a. O. zog, 
so daß die Handelsleute aus Kleinpolen, Ruthenien, Ungarn und 
Siebenbürgen sich von Breslau dahin wandten trotz des erheblich 
weiteren Weges. Außer den Fehlern der österreichischen Handelspolitik 
war es aber auch die preußische Fürsorge, die, wie gerühmt wird, 
Frankfurt sehr zu statten kam. Die dortige Messe hatte guten Ruf wegen 
der geringen Abgaben und der „ungemeinen Facilitäten“, die Fremde da 
genossen.) Der fremde Kaufmann brauchte beim Eintritt die Einfuhr⸗ 
waren nicht nach Wert, Gewicht oder Ellenzahl, sondern nur nach Ballen, 
Kasten und Kollis anzuzeigen und keinerlei Revision zu erdulden. Nach 
der Messe hatte er beim Akziseamt seinen Erlös, doch nur nach eigener 
Willkür, anzusagen und die Kramwaren mit ?/, o/0, feine Tuche noch 
mäßiger mit 4 ggr. das Stück, Leinenwaren mit 14 ggr. die Viertel— 
tiste zu versteuern. Der Käufer aber hatte bei der Ausfuhr gar keine 
Ansage zu tun und nur beim Zoll 6 ggr. vom warenführenden Pferde 
zu zahlen, Juden dazu den Leibzoll von 21,, Kreuzer. Auch dabei 
war man aller Revision und damit der Plackereien der Beamten ent 
hoben. Diesen war sogar die Annahme freiwilliger Spenden bei 
Verlust des Dienstes verboten. So kam die Ein- und Ausfuhr in 
1) Auf den beiden Herbstmärkten 1738 und 1739 wurden verkauft: 
1738 von 23371/, inländischen Tuchen, Boyen, Friesen, Flanellen 1478, inner, 
127 außer Landes, 
739 von 2464 inländischen Tuchen, Bohen, Friesen, Flanellen 1496 inner, 
158 außer Landes, 
1738 von 32985 inländischen Zeugen 1272, 
1739, 34502,, „ 78 in Magdeburg, 812 aufs Land. 
Tuche kamen am meisten von Burg und Kottbus, Zeuge von Berlin. 
)) Bericht (on 1739) ohne Unterschrift und Datum, im Wiener dinanz 
archiv, Böhmisches Commerc. 1710-64, Fasc. 572, Nr. 85. Vgl. auch Bericht 
des schlesischen Commereienkollegs vom 6. Mai 1732 in Cod. dipl. Silesiao XVIl. 
S. 307.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.