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Dritter Teil.
auswärts war ganz gering und ging nur in die Nachbarschaft, nach
Braunschweig, Helmstedt, Kalvörde und Bernburg.)
Die Frankfurter Messe hat aber gerade unter dieser Regierung
einen entscheidenden Aufschwung genommen, und zwar auf Kosten von
Breslau. Das schlesische Zollpatent von 1718 hatte mit seinen hohen
Ein- und Ausfuhrsätzen die Wirkung, daß sich der Handel mit feinen
ausländischen Tuchen, Seiden-, Samt-, Baumwollen- und Nürnberger
Waren ganz aus Schlesien nach Leipzig und Frankfurt a. O. zog,
so daß die Handelsleute aus Kleinpolen, Ruthenien, Ungarn und
Siebenbürgen sich von Breslau dahin wandten trotz des erheblich
weiteren Weges. Außer den Fehlern der österreichischen Handelspolitik
war es aber auch die preußische Fürsorge, die, wie gerühmt wird,
Frankfurt sehr zu statten kam. Die dortige Messe hatte guten Ruf wegen
der geringen Abgaben und der „ungemeinen Facilitäten“, die Fremde da
genossen.) Der fremde Kaufmann brauchte beim Eintritt die Einfuhr⸗
waren nicht nach Wert, Gewicht oder Ellenzahl, sondern nur nach Ballen,
Kasten und Kollis anzuzeigen und keinerlei Revision zu erdulden. Nach
der Messe hatte er beim Akziseamt seinen Erlös, doch nur nach eigener
Willkür, anzusagen und die Kramwaren mit ?/, o/0, feine Tuche noch
mäßiger mit 4 ggr. das Stück, Leinenwaren mit 14 ggr. die Viertel—
tiste zu versteuern. Der Käufer aber hatte bei der Ausfuhr gar keine
Ansage zu tun und nur beim Zoll 6 ggr. vom warenführenden Pferde
zu zahlen, Juden dazu den Leibzoll von 21,, Kreuzer. Auch dabei
war man aller Revision und damit der Plackereien der Beamten ent
hoben. Diesen war sogar die Annahme freiwilliger Spenden bei
Verlust des Dienstes verboten. So kam die Ein- und Ausfuhr in
1) Auf den beiden Herbstmärkten 1738 und 1739 wurden verkauft:
1738 von 23371/, inländischen Tuchen, Boyen, Friesen, Flanellen 1478, inner,
127 außer Landes,
739 von 2464 inländischen Tuchen, Bohen, Friesen, Flanellen 1496 inner,
158 außer Landes,
1738 von 32985 inländischen Zeugen 1272,
1739, 34502,, „ 78 in Magdeburg, 812 aufs Land.
Tuche kamen am meisten von Burg und Kottbus, Zeuge von Berlin.
)) Bericht (on 1739) ohne Unterschrift und Datum, im Wiener dinanz
archiv, Böhmisches Commerc. 1710-64, Fasc. 572, Nr. 85. Vgl. auch Bericht
des schlesischen Commereienkollegs vom 6. Mai 1732 in Cod. dipl. Silesiao XVIl.
S. 307.