Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

Leinwandausfuhr. 
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Unterm 22. Sept. 1739 ist ein Privileg für eine neue Handels— 
gesellschaft ertellt worden, die brandenburgische wollene, baumwollene 
und leinene Waren, auch gebleichtes Leinengarn nach Nürnberg, Augs— 
zurg, Schweiz, Italien zu vertreiben unternahm,) womit ein öfters 
geäußerter Wunsch des Königs erfüllt worden zu sein scheint. Auch 
sie erhielt Zollfreiheit und 40/0 Douceurs für die ausgehenden Waren. 
Die Leinenindustrie in Minden und Ravensberg hatte ihren 
wichtigsten ausländischen Absatz nach England, das viele grobe Leinen— 
waren für die Kolonien gebrauchte. Da England verschiedentlich die 
Zzölle auf fremde Leinen erhöhte, waren schon unter der vorigen Re— 
gierung Vorstellungen dagegen erhoben worden, natürlich vergeblich, 
da sich die englische Regierung so wenig wie eine andere in ihre 
Manufakturpolitik hineinreden ließ. Man bezeichnete es in Berlin 
ielbst 1718 als völlig aussichtslos, deswegen noch einen Versuch zu 
machen.) Als aber im englischen Parlament beabsichtigt wurde, die 
Finfuhr aller fremden Leinwand zu verbieten, ließ man durch den 
Gesandten v. Wallenrod beim dortigen Hofe Vorstellungen erheben 
und erreichte auch, daß nur die bunt gedruckten Leinen und Kattune 
verboten, die einfarbigen für England oder Westindien bestimmten aber 
erlaubt blieben.) Indessen behielt man diesen Handel im Auge, und 
als in Schottland und Irland neue Fabriken angelegt wurden, ward 
der preußische Vertreter in London beauftragt, Proben und Preise 
don allen englischen Leinensorten einzusenden und zu berichten, ob 
Flachs und Garn dort selbst oder wo sonst gewonnen würden. 
Als für die hinterpommersche Leinwand der bisherige Absatz nach 
Schweden und Dänemark durch die dortige Manufakturpolitik zu sehr 
erschwert wurde, fragte die Kolberger Kaufmannschaft 1714 an, ob sich 
nielleicht ein Handel nach England mit dieser Leinwand, die für den 
Absatz in die Oberlande zu grob war, eröffnen lasse. 1737 versandte 
sie bereits nach England 9217 Stück, ferner nach Lübeck 3603, nach 
dolland 313, nach den drei nordischen Ländern nur 849. Aber auch 
) Bekmann J, S. 1160. 
) Alktenstück v. 5. Aug. 1718. Vgl. auch A. B. Beh.“Org. J, S. 533, 129. 
) Den Regierungen zu Minden und Tecklenburg mitgeteilt 23. April 1720 
Conc. v. Ilgen. R.9 J. J. 106). 
) Reskript an Legationsrat v. Reichenbach in London, Berlin 28. August 
1728 (Ilgen, Knyphausen. Ebda.).
	        
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