Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

Das Wollwaren-Verbot im Westen. 401 
hauses war trotz Gewährung von Vergünstigungen und Vorschüssen 
gescheitert, weill es im Lande an den Vorbedingungen fehlte, an guter 
Wolle, Spinnerei, Färberei, Walkmühlen und an Kapital.i) Für die 
Versorgung aus den anderen preußischen Landen fehlte zunächst noch 
jede geschäftliche Verbindung, daher klagten die Kaufleute in Ravensberg 
und Minden, das Verbot müsse sie zugrunde richten. Sie brauchten 
die ausländischen, auch sächsischen Tuche, da sie in Güte und Preis 
den brandenburgischen überlegen seien, unbedingt zur vollständigen 
Assortierung, könnten sie aber allein für den ungewissen ausländischen 
Debit nicht kommen lassen; anderseits könnten sie wegen der Woll—⸗ 
waren allein nicht nach Berlin und Magdeburg reisen, da sie ihren 
regelmäßigen Austausch und Kredit anderwärts hätten. Die Alkzise— 
kommission hielt zu dem Ende für nötig, zunächst eine Niederlage in 
Minden einzurichten, hatte aber auch andere Bedenken wider das 
Verbot.) Denn die Holländer und Engländer könnten, wenn der Absatz 
ihrer Wollwaren so eingeschränkt werde, dem Leinenhandel einen un— 
ersetzlichen Stoß beibringen, zumal da die Leinenwaren öfters gegen 
ausländische Waren vertauscht würden. Die Leinenmanufaktur könne 
damit ruiniert, der Handel den Münsterschen und Osnabrückschen zu— 
gekehrt werden. 
Die kleve-märkischen Stände brachten noch weitere Gründe gegen 
das Verbot vor.s) Ihre Länder würden sich nicht selbst versorgen 
können, da sie nicht genug bequeme Wolle erzeugten, und die Nachbarn 
zur Vergeltung vielleicht die Wollausfuhr verbieten und den Jahrmarkts⸗ 
verkehr sperren würden. Sie benötigten jedoch der Benachbarten mehr 
als diese ihrer, auch beständen mit ihnen Handelskonkordate. Die 
Kaufleute würden ihren Kredit in Holland und England verlieren. 
Wenn also einige Manufaktur eingeführt werden solle, so müsse das 
nicht mit Verbot anderer, sondern „bloß allein per industrie, wodurch 
die Waren hier im Lande wohlfeiler im Preis und besser in natura 
gemacht werden könnten“, geschehen. Zudem würde alle Ämulation 
) Bericht der Mindener Kaufleute vom Juni 1719 (Gen.Dir. Minden 99, 1). 
Bericht, Bielefeld 22. Juni 1719 (GGen.«Dir. Ravensberg, Akz. 4). 
) Vorstellungen vom 28. August 1719 und 30. April 1720 (Münster— 
hleve-Mark 76). 
deta Rorussica. Handels⸗, Zoll- und Alzisepolitik I. 
26
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.