Ungünstige Behandlung der klevischen Tuche. 405
die Rücksicht auf das Lagerhaus mitsprach, dem die Konkurrenz der
feinen klevischen Tuche gefährlich werden konnte.) Wie abgünstig der
König dieser lebhaften und entwicklungsfähigen Industrie des Westens
— —
auf die Nachricht von deren Aufblühen,“ es wäre ihm millionenmal
lieber, wenn die gute Zeitung aus den mittleren Landen oder Preußen
fäme. Daß die tüchtigsten und unternehmendsten Fabrikanten in den
niederrheinischen Städten saßen, blieb ohne Nutzen für die sonst so
zielbewußt arbeitende preußische Staatswirtschaft. Das Generaldirektorium
schlug 1724 für die Leitung des Lagerhauses den nicht lange zuvor
aus dem Bergischen zugewanderten Duisburger Wollfabrikanten Heinrich
Friedhoff vor. Dieser stellte für die Annahme des Postens u. a. die
Bedingung, daß ihm zum Besten seiner mit 12 Stühlen arbeitenden
Manufaktur gestattet werde, jährlich 200 Tuche gegen den alten Akzise—
satz, aber zur Vorsicht gestempelt, in Magdeburg-Halberstadt einführen
zu dürfen. Der König verwarf ihn deshalb mit der eigenhändigen
Bemerkung: „Frithoff ist ein schelm der die fremde (io!) Dusburgsche
tücher treiben will.“s) Die einseitige Haltung des Königs war dem
Aufschwung der klevischen Manufakturen natürlich hinderlich. Ihre
Verarbeitung und die Zahl der Arbeiter hat 1723 bestimmt noch zu—
genommen; ) dagegen berichtet die klevische Kammer 26. Juli 1724,
durch das Verbot habe sich der Handel aus dem Lande verzogen und
der Vorteil sei den Manufakturen in Jülich und Berg zugeflossen, da
es dort lange nicht so teuer zu leben sei.) Der Präsident v. Borcke
) Ein Gutachten Schindlers 8. November 1723 läßt das erkennen (Gen.
Dir. Kleve, 148, Wolls. Nr. 1). Vgl. auch Aktenstück v. 3. Febr. 1724.
2) Bericht des Gen.⸗Dir. vom 26. Februar 1724. (Gen.-Dir. Kleve 148, 1).
9) Dagegen urteilten die Geheimräte im November 1723: Wenn wir nur
viele solche Leute wie Friedhoff hätten, würde es an Debit für die Manufalturen
nicht lange fehlen. Vgl. Aktenstück 51.
) Bericht des Gen.⸗Dir. vom 26. Februar 1724.
9) Atz.⸗Dept. Westfalen XII, 11. In den Berichten von 1724/25 über den
Zustand der klevischen Städte heißt es von Emmerich und Rees, der Handel sei
sehr zurückgegangen, dagegen florierten in Duisburg die Manufakturen von Laken
ziemlich, auch von einigen Stoffen, Hüten, Strümpfen, desgl. die Reeser Meselan⸗
F Hutmacher, Strumpfwirker, Wollspinner und Leinweber. (Gen.-Dir. Kleve
— J.