Friedrich Wilhelm hat in seiner Finanz- und Wirtschaftspolitik
nicht nur die — zum Teil ja vorher gewiesenen — Bahnen mit
einer bisher nicht erlebten Energie und Nachhaltigkeit verfolgt, er hat
vor allen das Ganze zu einem System erhaben. Dessen Leitgedanke
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samen Leistungen und enger Wechselverbindung, sie aber nach außen
abzuschließen, vom Auslande möglichst unabhängig zu machen. Das
Geld sollte im Lande rollen, nicht nach außen abfließen. In der
Manufaktur⸗ wie in der Getreidepolitiki) sind im Inneren die Be—
ziehungen gefördert und Schranken beseitigt, nach außen aber schroffe
Abwehrmaßregeln getroffen worden.
Das Ganze muß vor allen Dingen als ein wichtiger Teil eines
großen geschichtlichen Vorgangs, des Wachsens Preußens zur Groß—
macht, angesehen werden. Ohne schärfste finanzielle und wirtschaftliche
Anspaunung, ohne sehr harte Zumutungen an die Untertanen war
dag nicht möglich. Wir Späteren begreifen die Härten und auch
Mißgriffe dieser Regierung als einem großen, höchst folgerichtigen
Streben entsprungen und würdigen sie nach ihrem Erfolge, aber jene
Zeit konnte noch nicht durch solche Erkenntnis zu einer milden Be—
urteilung des preußischen Systems gestimmt werden. Oft genug sind
die Behörden selbst bis in die höchsten Stellen nur widerwillig und
nach Möglichkeit hemmend dieser energisch vorwärtsdrängenden Wirt—
schaftspolitik gefolgt, bangten vor Schwierigkeiten und Konflikten,
llagten über Fehlschläge und hatten vielfach das Ganze als System
nicht recht begriffen. Für die breite Masse der Untertanen aber
bedeuntete dieses eine gewaltige Vermehrung ihrer Lasten. Durch Steuern,
Dienste, Soldatengestellung wurden sie weit mehr angespannt, die
Verteuerung notwendiger Lebensbedürfnisse durch die Getreide- Manu—
altur⸗ und Regalpolitik des Königs war recht fühlbar. Wie sie
V Vgl. dafür besonders Getreidehandelsbol. II, S. 236— 241.