Neue preußische Vorschläge.
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3. Auf beiderseitigen Messen gleiche Freiheit zu gewähren. —
Sachsen: Die Leipziger Messen können mit den Frankfurter
in keine vollkommeue Parität gesetzt werden, weil die Diskrepanz
zu groß ist.
Auf beiderseits Messen Einkauf der fremden Wolle frei zu lassen,
zu Frankfurt auch außerhalb der Messen; hier soll für fremde
Wolle das zweitägige Vorkaufsrecht der inländischen Wollarbeiter
wieder abgestellt werden. —
Sachsen: Man scheint einen Wollstapel in Frankfurt einrichten
zu wollen, was höchst bedenklich wäre und die Absicht, das
polnische Wollcommercium ins Land zu ziehen, auf einmal ver—
nichten würde.
Akzise vom Quart Branntwein beiderseits nicht mehr als
I/ Gr. —
Sachsen: Würde hiesigen Brennern zu viel schaden.
6. Der Vergleich soll nur das Kurfürstentum Sachsen, nicht (wie
es zuerst abgemacht war,) auch die unter kursächsischer Hoheit
oder Protektion stehenden Lande angehen. —
Sachsen: Dies ist besonders bedenklich, womöglich wollen sie
ihn nur auf den Kurkreis beschränken, mit den Seitenlinien be—
sondere uns nachteilige Abkommen schließen.
Die sächsischen Forderungen, vor allem der Punkt wegen der
hetreidesperrung, worauf es den Sachsen besonders ankam, waren gar
uicht erwähnt. Auch die verlangte Einfuhr von Eisen und Glas,
upfernen und messingenen Waren, war von vornherein abgelehnt
vorden, da das schon seit langem verboten, und deren Debit an Mono—
polisten verpachtet sei. Ebenso war der vorher ausgemachte Passus,
daß die Durchfuhr nicht gehindert und nicht höher belegt werden
olle, fortgelassen.
In Sachsen war man entrüstet, daß, nachdem sie nur wegen des
)rängenden Getreidemangels so weit entgegengekommen, dennoch, und
war in sehr diktatorischer Form, ein ganz abweichendes Projekt vor⸗
Jelegt werde, worin nur das, was für Preußen vorteilhaft war, bei⸗
bchalten sei. Von einer Anerkennung konnte keine Rede sein, man
aachte vielmehr, falls Preußen auf seinen zum Teil sehr unbilligen neuen
brätensionen bestehen sollte, durch Retorsionen wegen des branden—⸗
yurgischen Hausieredikts u. a. schädlicher Mandate das gar zu große Prä—
3.