Entschledenere Haltung Sachsens. 481
die infolge der preußischen Sperrungen in der sächsischen Stadt Eis—
leben aufgekommene Niederlage, die zum Präjudiz von Leipzig und
Magdeburg gereiche, aufgehoben werde.
Auf der Leipziger Michaelismesse fanden nun die Preußen die
vorherigen Beschwerden abgestellt, und die Verhandlungen, die hier
mit den Ministern von Seebach und von Bünau aufgenommen wurden,
schienen sich gut anzulassen, ein Abschluß war in Aussicht.) Das
sächsische Getreideausfuhrverbot wurde 27. November aufgehoben, Sachsen
war, wie es scheint, durch eine günstige Ernte aus dieser Bedraͤngnis
heraus. Damit erhielt aber die ganze Sache ein anderes Gesicht,
Sachsen hatte jetzt keine Eile mehr eine Verständigung herbeizuführen.
Der Winter verstrich, ohne daß etwas geschah.
Während also Sachsen nichts tat, um die bestehenden Verhältnisse
zu ändern, war man nun preußischerseits beflissen, das Werk bald zu
regeln und zwar bis zur Leipziger Ostermesse 1721. Der kurmärkische
Geheime Rat und spätere Minister v. Happe wurde nach Dresden geschickt,
wobei Sachsen gegenüber zunächst so getan wurde, als geschehe es vor⸗
nehmlich zur Begleichung einer Spezialdifferenz, nämlich daß durch ein
sächsisches Kammermandat den von Halle auf Hof fahrenden Fuhr—⸗
leuten und Salzkärrnern die gewohnte Straße über Passendorf verboten
und der Umweg über Liebenau-Rasenitz auf Leipzig-8wickau oder Pegau
vorgeschrieben worden war. Der Hauptzweck seiner Verhandlungen
aber war, einen Abschluß auf Grund der Finalresolution herbeizuführen.
Das ihm mitgegebene Projekt vom 3. März 1721 kam sogar in einem
Punlte, den Landkauf der Sachsen betreffend, noch weiter entgegen als
die Finalresolution, auch ist die vorher (wohl versehentlich) auf 40/
Handlungsakzise für durchgehende Wollwaren jetzt auf Iu/,0/
eslgesetzt.
Trotzdem fand Happe in Dresden eine wenig geneigte Stimmung,
denn so sehr hatte die Lage sich geändert, daß die Sachsen jetzt froh
waren, daß der vor Jahresfrist von ihnen zugestandene Vergleich von
Preußen verschmäht worden war. Jetzt machten sie gegen den ihnen
viel günstigeren preußischen Entwurf fast in allen Teilen Einwendungen.
) Bericht des Kriegsrats Horn, Leipzig 15. Oktober; Schreiben v. Seebachs.
Dresden 28. November 1720. Auch Kammerrat Herold hat in Leipzig damals
in Salzsachen verhandelt.
Aeta Borussica. Handels⸗, Zoll⸗ und Atzisevolitik IU.
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