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Vierter Teil.
in Aufregung. Tatsächlich wurden in den sächsischen Zöllen Ranis
und Grünewalde die Halleschen Salzschiffe angehalten und 8 Gr. vom
Stück Salz verlangt. Einige deponierten den Zoll, andere schlüpften
mit Zurücklassung der Pässe durch, die folgenden wurden durch auf—
gebotene Bauern zur Zahlung des Zolls auch für jene gezwungeny)
einige Kohlenschiffe blieben dort liegen.
In Berlin herrschte große Erregung, Ilgen drohte dem sächsischen
Gesandten Suhm beinahe mit Kriegserklärung, der König verlangte
binnen 10 Tagen Freigabe der Schiffe. An König August schrieb
er jedoch in ruhigem Tone, beklagte sich über das unfreundliche gewalt—
same Verfahren und erwartete, daß die Differenz nach alter Gewohn⸗
heit durch Deputierte verglichen, bis dahin aber keine Neuerung ein—
geführt und kein Zoll erhoben werde. Doch wurden auf seinen Be⸗
fehl die nächsten Salzschiffe mit einem Major und 240 Manm bejeßzt
und fuhren durch, ohne an den Zollstätten anzulegen.) Das war
eine offene Verletzung der kursächsischen Gebietshoheit. Kurfürst August
aber war entschlossen, Anstalten dagegen vorzukehren, und befuhl
(18. August) den Zoll durch Landfolge mit Unterstützung von Militär
zu erzwingen. Flemming schrieb 13. August an Suhm: Das Verhalten
des preußischen Hofes sei unverständlich. „Man fängt die Vögel
nicht, wenn man mit dem Prügel darunter wirft.“ Man habe in
Sachsen nichts getan, als immer dem Beispiel Preußens gefolgt—
dieses habe auch mit Aufhebung der Fürstengutsfreiheit den Anfang
gemacht, gebe aber selbst für Fürstengut aus, was dem Handel diene
König August antwortete Friedrich Wilhelm:») Die Freipassierung
von Holz, Mühlsteinen usw. sei keine Schuldigkeit, sondern es werde
da man es einige Male bewilligt, die sächsische Gutwilligkeit als ein
Recht angesehen. Er schrieb auch an seine Alliierten, den Kaiser und
den König von England, und bat um ihre Unterstützung.
Die Sache stand so, daß offene Feindseligkeiten zu befürchten
waren, da wurde von Sachsen der Mann, nach dem König Friedrich
1) Der preußische Faktor in Schönebeck hat vom 13. Juni bis 380. Jull 1721
für Salz 17328/, Tlir. Zoll gegeben.
2) Vgl. darüber die Briefe des Königs an Leopold v. Anhalt vom 21. Augus
1721 und 6. Mai 1725 (A. B. S. 182, 284).
8) 13. August 1721 (Dresden loc. 2964 V).