Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

J. Erwerbung von Vorpommern und Stettin. 
Von den beiden Erwerbungen, die Friedrich Wilhelm J. in seinen 
ersten Regierungsjahren dem Staate zubrachte, war das durch den 
lltrechter Frieden von 17183 gewonnene kleine Oberquartier von 
Geldern wirtschaftlich bedeutungslos, dagegen war das seit 1715 in 
Besitz genommene schwedische Pommern bis zur Peene, mit Stettin, 
ein seit langem gerade aus wirtschaftspolitischen Gründen angestrebter 
hesitzz Allerdings hatte diese Erwerbung für Brandenburg jetzt nicht 
mehr die Bedeutung, als wenn sie in der Mitte des vorhergehenden 
dahrhunderts ihm zugefallen wäre.) Der Staat hatte schon seit 
dahrzehnten seine Wirtschaftspolitik anders eingestellt, hatte den Neuen 
hraben⸗Kurs Schlesien⸗Hamburg eingerichtet und Stettin soviel wie 
möglich Eintrag getan. Das ließ sich nicht mehr und vor allem 
nicht mit einemmal ins Gegenteil verkehren. Die preußische Handels⸗ 
nolitik ging nur langsam und zurückhaltend in Benutzung der neuen 
dage vor. Fürs erste kam auch hinzu, daß der neue Besitz noch 
Jahre hindurch, bis zum endgültigen Frieden vom 1. Februar 1720 
vormell nicht sichergestellt war. 
Im Anfang der Regierung, solange Stettin noch schwedisch war, 
herrschte naturgemäß noch das Streben, die kleinen hinterpommerschen 
handelsplätze gegen Stettin zu begünstigen. Als diese Stadt durch 
Nen Nordischen Krieg Karls XII. schwer gehemmt war, erlebten jene, 
vbwohl in ihrer Entwicklungsfähigkeit durch den Mangel einer Schiff— 
sahrtsstraße in das Inland begrenzt, sogar einen kleinen Aufschwung. 
Lehhst das kleine Kammin an der Dievenow gewann jetzt eine ganz 
hesheidene Handelsbedeutung. Die Kamminer begannen erst gegen 
iaoo Frachtschiffahrt über See nach Schweden und Lübeck zu treiben 
und für die Stargarder, auch Kolberger Kaufleute Getreide aus- und 
———— — 
) Vgl. Schmoller, Jahrb. VIII, S. 380 ff.
	        
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