Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

Verhandlung über Wiederherstellung des Oderhandels. 577 
Kaufleute bei ihrer Niederlagsgerechtigkeit auch weiterhin durchaus zu 
schützen seien. Gegen die Königlichen Untertanen aber müßte solche 
Gerechtigkeit nicht exerziert werden, sondern beiden Teilen reciproquement 
freistehen, alle Waren see- und stromwärts ungehindert und unauf— 
gehalten zu verführen und nach fremden und einheimischen Orten zu 
verhandeln, so daß also auch die Stettiner immédiate landeinwärts 
ohne Haltung der Niederlagen zu Frankfurt und Landsberg handeln 
könnten. Durch solche Freiheit des mutuellen Commercii dürften alle 
diese Städte an Nahrung und Handlung mchr gewinnen, als wenn 
es bei dem bisherigen Zwang und Jure de non praeternavigando 
einer Stadt gegen die andere fernerhin gelassen werde. 
Dies wurde aber nicht als Befehl überschickt, sondern nur als 
die Meinung der Zentralstelle, über die nun die Stettiner Behörden 
und Kaufleute sich weiter äußern sollten. Da aber bei der Ausdehnung, 
die nun der Frage gegeben war, auch die Frankfurter in Betracht 
amen, so wurde eine gemeinsame Konferenz angeordnet.i) Die Stettiner 
zeigten wenig Lust, sich an solcher Besprechung zu beteiligen, sie konnten 
sich aber nicht entziehen. Am 6. Dezember 1720 fanden sich zu der 
Konferenz in Berlin zusammen: Vizedirektor v. Lettow aus Stargard 
und Regierungsrat Hille aus Küstrin, die Stettiner Deputierten: 
Syndikus Völschow. Senator Vanselow, Kaufleute Mauve und 
hretschmar; von Frankfurt: Syndikus Raute, Kaufleute Matthiaß. und 
Schwanberger.?) 
Diesen wurde die Frage vorgelegt, ob dem Handel beider Städte 
suträglich sei, daß sie gegeneinander eine völlig freie oder auf gewisse 
Varen restringierte Durchfuhr erlaubten, jedoch daß das Stapelrecht 
gegen Auswärtige in Kraft bleibe.“ Die Abgesandten der beiden Städte 
saten daraufhin erstaunt, sagten, sie seien dazu nicht instruiert,s) und 
haten alles in statu quo zu lassen, da eine Anderung nur schädlich 
se. Durch einen freien Durchfuhrhandel würden nur die Breslauer, 
d Reskript an das pommersche Kommissariat, 5. August 1720 (Ausf. Grumb— 
ow, Ebdan 
)) Nach einem Bericht Lettows an Borcke, Berlin 12. Dezember 1720, fand 
die Konferenz mit den Ministern v. Ilgen, v. Grumbkow, v. Knyphausen, v. Krautt 
und noch zwei Räten im Generalkommissariat statt (Stadt Steitin V, 1, 2004). 
Doch hatte Stettin schon unterm 26. August gegen den Plan, die Nieder⸗ 
age für Inländer aufzuheben, protestiert. 
Aeta Borussica. Handels-, Zoll⸗ und Atzisepolitik II.
	        
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