Full text: Acta Borussica Die Handels-, Zoll- und Akzisepolitik Preußens 1713-1740. (2,1)

850 
Fünfter Teil. 
den schlesischen Immediathandel nach Hamburg zu stören, nicht erreicht 
verde, da auch gerade die an Vermögen, Kredit und Wissenschaft 
stärksten Stettiner Kaufleute in der dissentierenden Minorität waren,) 
so hielt er die Kompagnie überhaupt zurzeit nicht für ratsam. Denn 
so laufe es nur dahin aus, daß die übrigen Stettiner, von denen nur 
Scherenberg den Oderhandel bisher getrieben, die Frankfurter Kauf⸗ 
mannschaft über den Haufen werfen wollten; das Oderkommerzium 
aber werde ganz dahinfallen, wenn die andern aufhörten zu handeln. 
Die Bedenken Hilles, von denen man in Stettin meinte, daß sie 
aur en faveur der vier Frankfurter Kaufleute seien, fand das General— 
Direktorium wohl gegründet und beschloß vorläufig das Gesuch von 
8 Stettiner Kaufleuten um freie Handlung mit Tonnengütern nach 
Schlesien abzuweisen und solche nur mit Waren, die sonst von Ham— 
hurg oder Holland auf der Elbe bezogen wurden, zuzulassen.“) Die 
Stettiner Kammer aber stellte vor, so werde alles nichts helfen, der 
bisherige Oderhandel der Frankfurter und Stettiner sei nur ein Klipp— 
kram zu nennen, die Moderation der Imposten habe nur einen Aus— 
fall in den Einnahmen gebracht, und wenn man die Sache so weiter 
gehen lasse, werde der Schaden groß sein, denn ein Kaufmann nach 
dem anderen werde bankerott, und die Privatjalousie ruiniere das 
ganze Kommerzium. Sie habe Mühe genug gehabt, die zum Teil 
eigensinnigen und auf alte Gesetze mit Macht haltenden Kaufleute so— 
weit zu bringen, daß sie sich ihrer Stapelgerechtigkeit unter Kondition 
einer gemeinsamen Handlungskompagnie begaben; wenn Hille gleiche 
Mühe an die Frankfurter gewandt hätte, wäre die freie Fahrt bei 
Frankfurt nicht verrannt worden, wie er sich noch rühme, und wären 
mehr Waren in die Oberlande debitiert worden. Wenn die Berliner 
nicht beitreten wollten, sei es ihr eigener Schaden, mache aber 
aichts aus. 
Hille wurde darauf angewiesen, in der Martinimesse sich äußerst 
zu bemühen, vorerst zwischen den Stettiner und Frankfurter Kaufmann⸗ 
1) Das waren Stabe, Mauwe und die beiden Barthold, die bisher mit 
dier Franksurter Kaufleuten den Oderhandel beherrscht hatten und im eigenen 
Interesse am liebsten sahen, wenn der alte Zustand mit den Stapelrechten und 
dem eingeschränkten Handel erhalten blieb. Auf der Gegenseite waren Vanselow, 
Masche, Scherenberg, Schröder, Liegnitz, Daberkow die ansehnlichsten. 
Reskribt. a. S. B., an pomm. Kammer 30. Auq. 1728 (Ebda..
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.